Kategorie: Yulis Tagebuch

  • Yulis Tagebuch, Folge 41

    Vogue

    Der November ist nun bald zu Ende, Chanukka steht vor der Tür. Aber das Lichterfest schien noch nie so weit entfernt wie jetzt und wir werden wahrscheinlich noch lange im Dunkeln tappen. 

    Ich schalte das Licht im Bad an und schaue mich im Spiegel ganz intensiv an. Die Haut ist in meinem Alter nicht mehr so straff und flexibel wie früher. Manchmal will ich Hyaluronsäure ins ganze Gesicht spritzen und eine hochwertige und luxuriöse Gesichtsbehandlung machen, ganz, wie es die Promis tun. Allerdings habe ich nicht das Geld dafür und, um ehrlich zu sein, ich habe noch nicht einmal den Mut, damit anzufangen. Vielleicht werde ich es eines Tages machen, wenn ich es doch wichtig und nötig finde.  

    Graues Haar, das ziemlich früh aufgetreten ist, hat sich längst überall ausgebreitet. Hmm … es wurde mir gerade klar, dass ich etwas tun muss, denn ich sehe irgendwie etwas vernachlässigt aus.

    Um viertel nach Fünf kamen wir vom Krav Maga nach Hause zurück und um halb Fünf traf auch meine Mutter ein, so dass ich die Gelegenheit hatte, alleine rauszugehen. Auf dem Weg zum Auto rief ich meine Freundin Natalie an, die mir den Namen eines guten Friseurs in der Gegend nannte, also fuhr ich los. Die Autofahrt mit guter Musik hat mich schon in bessere Momente zurückversetzt. Aber bei dem Gedanken an etwas Pflege fühlte ich mich nun noch besser. Ich kam recht schnell an, aber die Parkplatzsuche entmutigte mich. Da die Menschen jetzt mehr Zeit zu Hause verbringen, sind die Parkplätze meist voll. Passend zu meinem allgemeinen Gefühl, habe ich mich nach 15 Minuten Suche mit meinem schwarzen und staubigen Auto zwischen zwei sehr saubere und neue Autos schieben können, irgendwie gelang es mir auch noch, auszusteigen.

    Die Friseurin stand mit einer Vogue-Zigarette zwischen den Lippen da als ich eintrat und sprach mit einer Kundin. Da ich schon lange niemanden mehr in einem geschlossenen Raum rauchen sah, schon gar nicht in einem Friseursalon, bin ich für einen Augenblick in die Neunziger gereist. Ich wollte plötzlich weg, aber dann drehte sie sich zu mir um und fragte: „Was brauchst Du?“ worauf ich erwiderte „Ich möchte den Ansatz färben lassen“. „Heute geht es nicht mehr, sorry. Seit dem Krieg schließe ich nicht mehr so spät wie zuvor, meine Mitarbeiterinnen gingen schon um 16.00 Uhr nach Hause. Komm morgen früh halb Neun.“ Bevor ich überhaupt etwas überlegen konnte, sagte ich ihr: „Okay, danke!“ und ging wieder.

    Ihre Antwort brachte mich von meiner kurzen Beschäftigung mit meinem Aussehen zurück in die schmerzhafte Realität. Es wurde mir deutlich, dass Angst jeden und alle Teile der Realität durchdringt und dass Unruhe überhand nimmt, selbst dann, wenn man versucht, ihr zu entkommen. Na ja, das ist nicht schlimm. Mich sieht sowieso niemand. 

    Zumindest bin ich ein bisschen mit dem Auto herumgefahren und habe ohne Unterbrechungen Musik gehört. Im Radio wird ständig über die Entführten gesprochen. Jede Stunde und jeden Tag spielt das Radio Lieder, die jeder von ihnen mag; Rocksongs, Klassiker, je nach Alter, Stil, je nachdem, woher er oder sie kommt. Jeder und ihre oder seine Geschichte. Denn es handelt sich ja um Menschen, nicht um „Entführte“. Und das muss erinnert und betont werden. Auf jeden Fall hervorragende Musik, die ich lange nicht mehr gehört habe und wie schrecklich halt die Umstände sind.

    Die Freilassung von Geiseln ist in Israel zu einem „Media-Event“ geworden, ähnlich wie die Beerdigung von Prinzessin Diana oder die Friedensabkommen in der Vergangenheit. Wir bereiten uns gerade auf die Übertragung dieses Ereignisses vor. Das ist für niemanden von solchem Interesse wie für uns Israelis. In der überwiegenden Mehrheit der Länder wird darüber überhaupt nicht berichtet und wenn ja, dann nur ganz kurz.

    Ja, das ist unsere Geschichte, und diese ist von unendlicher Sensibilität und Bedeutung geprägt. Das Geschehen bringt uns als Volk zurück in die Zeit, als wir nichts anderes als Glaube und Hoffnung 

    Foto Kredit: EPA Hostage Plakat in Tel Aviv

    hatten und das Weiterleben von der Gnade anderer abhängig war. Heute Abend ist die fünfte Runde und der Waffenstillstand wurde um zwei Tage verlängert. Es ist noch nicht bekannt, wer freigelassen wird. Ich werde zuerst das Abendessen vorbereiten und erst dann, wenn mein Sohn ins Bett geht, schalte ich den Fernseher ein.

  • Yulis Tagebuch, Folge 40

    würgend…

    Ich sitze mit dem Laptop im Bett und spüre einen Druck in der Brust. Ich lege zwei Finger auf die Hauptschlagader und spüre einen schnellen starken Puls. Es sind allein die Gedanken über die letzten Geschehnisse, die mir beim Schreiben großen Stress bereiten. Täglich versuche ich mich durch verschiedene Ablenkungen zu entspannen. Ich versuche, mehr zu arbeiten, mehr zu schlafen, zweimal pro Woche Pilates zu üben und ab und zu Unterhaltungssendungen anzuschauen und in  Konzerte zu gehen. Vielleicht lache ich dann ein wenig und denke an nichts. ABER: es befinden sich 120 Menschen in  Gefangenschaft 

    und bis zu ihrer Rückkehr kann weder ich noch sonst jemand hier wirklich ein normales Leben führen. 

    Warum? Wir können ohne Frieden,  ohne Sicherheit nicht leben, ohne Gewissheit, dass hier ein Ort ist, an dem wir unsere Kinder in Frieden großziehen können. 

    Und wenn die Kinder von anderen nicht nach Hause kommen würden, dann haben wir hier alle ein Problem. 

    Bis Hundertzwanzig Menschen zurückkehren, werden wir den siebten Oktober nicht überstehen können. Denn etwas muss enden, damit etwas Neues beginnen kann. 

    Und der Krieg geht weiter, jeden Tag kostet er mehr Opfer, Soldaten und Zivilisten. 

    Und sie warten auf uns, Frauen, Kinder und Väter, sie wollen nach Hause. Wie können wir hier in Frieden leben, wenn unsere Leute noch dort in der Hölle sind? 

    In den letzten Tagen berichten die Medien über irgendwelche Übereinkünfte mit Hamas im Gegenzug für die Freilassung der Gefangenen. Aber noch nichts passiert, und man weiße nie, was oder wer es wieder zurückhält. 

    Ehrlich gesagt, ich glaube an nichts und niemanden mehr, schon gar nicht an den Premierminister, Netanyahu, der uns in diese Lage gebracht hat. 

    Ich warte nur darauf, dass sie, ob lebendig oder tot, nach Hause kommen. Für die Welt ist dies bereits eine alte Geschichte. Offensichtlich und in gewisser Weise verständlich, gibt es noch Dinge, die interessanter sind als Juden in der Gefangenschaft, wie zum Beispiel die Europameisterschaft…

    Entschuldigung, denn ich wollte eigentlich heute über die fünfte Rückehr-Runde der Gefangenen reden und über die zehn Frauen, die an diesem Abend freigelassen wurden. Aber diese Woche war halt ein Desaster. 

    Vor einigen Tagen wurden im Norden des Landes ein Mann und seine Frau durch eine Drohne getötet, als sie in ihrem Auto unterwegs waren. In einer Sekunde wurden noch drei Kinder in Israel zu Waisen. Es geschah 100 km von hier entfernt. Das ist die Entfernung zwischen mir und dem „Norden“, der täglich von der Hisbollah mit Dutzenden Drohnen, Raketen, Panzerabwehrraketen und anderen Waffen angegriffen wird. 

    Sie schießen auf Militärstützpunkte, Siedlungen und Städte an der Grenze und tiefer im Land. Auf Wohngebäude, Privathäuser, Militäranlagen und Autos während der  Fahrt. Ganz langsam kommen sie uns näher. Am nächsten Tag wurde im Norden ein weiterer Mensch tödlich verwundet, ein weiteres Haus zerstört und ein weiterer Soldat getötet. Und es geht weiter.. 

    Parallel dazu machen die Bedrohungen aus Gaza auch nicht halt.Wöchentlich sind Raketen auf die südlichen Siedlungen aus Gaza abgefeuert werden. Zudem wurden allein dieser Woche sechs weitere unterirdische Tunnel zerstört, nachdem dutzende von Tunneln gesprengt wurden und das ist noch nicht das Ende. Die Crème de la Crème aus dieser Woche ist ein Artikel über die Sängerin Eden Golan, die israelische Vertreterin zum Eurovision Song Contest. Sie erzählte, dass sie wegen der Drohungen das  Hotel in Malmö nur verkleidet verlassen konnte. Europa 2024.

    Viel mehr als die Neonazis im ganzen Europa sind es tatsächlich die Einwanderer und Flüchtlinge aus arabischen Ländern, die eine ernsthafter Bedrohung für europäische Juden und Israelis werden. Mittlerweile erhalten sie Geld aus dem Iran oder Katar, damit sie die Demonstrationen und Demonstranten unterstützen, an  denen sie gleichfalls teilnehmen. Immer weiter verbreiten die Lügen und hetzten gegen Israel und Juden. 

    Sie sind keine Menschen des Friedens oder Menschen, denen die armen Bewohner in Gaza leid tun, da sie vor Armut, extremen islamischen Regimen und Terrorismus selbst geflohen sind. Welches Interesse haben sie also daran, die terroristische Herrschaft Gazas zu unterstützen? Unter dieser Herrschaft haben Menschen in Gaza ohne Wasserleitung  17 Jahre lang gelebt (die Herrscher hatten jedoch in den luxuriösen Villen alles gehabt. Sie haben das Geld aus Europa sehr gut genutzt.) 

    Norden Israels, Kredit: Evi Sharir (YNET, 10.07. 24)

    Welches Interesse haben sie daran ein Land ohne Menschenrecht zu unterstützen? Welches Interesse haben sie daran die Auslöschung eines Landes zu fordern, das ein integraler Bestandteil der Kultur und Geschichte Europas ist? 

    Sie kamen nach Europa, um in Frieden zu leben und jetzt terrorisieren sie Juden und Israelis in Europa. 

    Wir können das Gespräch über die Studenten erweitern, über denjenigen, die nach einer Bedeutung suchen, die länger als 15 Sekunden anhält, aber das ist ein anderes Kapitel.

    Ich denke, ihr ultimatives Ziel besteht darin, Europa zu destabilisieren. Je stärker Europa politisch destabilisiert ist, umso mehr verbessert sich ihr Status. Sie sind die größte Minderheiten- gruppe Europas und sie werden von Extremisten  beider Seiten genährt.

    So nutzten sie auch das gegenwärtige Wahlrecht und schafften es, den Sieg israelfeindlicher und linksextremer Parteien in Frankreich und Großbritannien herbeizuführen.

    All das, während sie das historische Gedächtnis und den inneren Konflikt Europas wecken, der 80 Jahre lang schüchtern versteckt war.

    Wer sind die  Einwanderer, die Hamas aus bewusster Unterstützung des Terrorismus unterstützen? 

    Sind der Aufstieg und die Stärkung extremer politischer und religiöser Bewegungen unvermeidlich? Wie sollen wir mit dem Konflikt umgehen?

    Aber all diese Gedanken verschwanden augenblicklich, als ich mit meinem Sohn im Park war und ER plötzlich an mir vorbeiging. 

    Ich blieb stehen und sah IHN hinter meiner Sonnenbrille an. Ich wusste, dass ER mich sah, bevor ich IHN bemerken konnte, aber ER tat so, als würde ER mich nicht sehen, und ging weiter. Seitdem habe ich zwei Tage lang nichts gegessen.

  • Yulis Tagebuch, Folge 39

    Die Vierte Runde

    Gemäß einer vierten Vereinbarung wurden jetzt zwei Frauen und neun Kinder freigelassen, ausgetauscht gegen 150 Terroristen aus israelischen Gefängnissen. Zwei Brüder, Or (12) und Yagil Yaakow (16) wurden freigelassen, ihr Vater muss in Gaza bleiben. 

    Eitan Yahalomi (9), der auf einem Motorrad entführt wurde, ist ebenfalls frei. Sein Vater, der zu Hause im Kibbuz Nir-Oz verletzt und später entführt wurde, bleibt in Händen der Entführer. In der Liste waren auch Sahar (16) und Erez (12) Calderon. Deren Vater muss ebenfalls in Gaza  bleiben. Am 7. Oktober wurden ihre Großmutter Carmela und die 13jährige Cousine, Noya, im Kibbuz ermordet. 

    Sharon Aloni Cunio mit ihren dreijährigen Zwillingen Emma und Yuli, Sharons Schwester Danielle, die am 7. Oktober mit ihrer Tochter ihre Schwester in dem Kibbuz besuchte, wurden ebenfalls entführt. Sie wurde in einer ersten Runde zusammen mit Emilia, ihrer Tochter, freigelassen. David Cunio, Sharons Ehemann, bleibt in Gaza. Karina Engel-Bart, ursprünglich aus Argentinien, wurde mit ihren Töchtern Mika (18) und Yuval (11) freigelassen.

    Ich hätte jetzt so gerne geschrieben, dass auch Shiri Bibas gemeinsam mit ihren beiden süßen rothaarigen Kindern Kfir (9 Monate) und Ariel (4) zurückgekommen wäre, denn Ariel und Baby Kfir sollten nicht in Gefangenschaft sein, sondern zu Hause leben, sicher und fröhlich spielen dürfen. Weder Gewehre noch Granaten sollten über ihre Köpfe hinweg abgefeuert werden. Leider sind aber auch sie noch immer in Gefangenschaft.

    Ich schaffe es nicht, über 250 Gefangene zu erzählen. Ich kann nur über manche von ihnen reden und versuchen, ihre Geschichten zu vermitteln. Der psychologische Terror, den die jungen Menschen durchgemacht haben, offenbart sich erst langsam nämlich dann, wenn sie darüber reden können. 

    So die Geschichte von Orund und Yagil Yaakov, zwei Brüdern, die in der Gefangenschaft getrennt wurden und unter Drogen gesetzt wurden. Auf dem Weg nach Gaza wurden, um ein Weglaufen zu verhindern und sie zu „markieren“, ihre nackten Füße gegen den Auspuff des Motorrads gedrückt und ihnen so Verbrennungen zugefügt, damit sie nicht entkommen konnten. So können sie auch schnell identifiziert werden. Später, in der Gefangenschaft, erschien Yagil in einem vom Islamistischen Dschihad verbreiteten Horrorvideo, verängstigt und ungesund sein Aussehen, mit dunklen Augenringen. Er ist ein Kind mit einer lebensbedrohlichen Allergie gegen Erdnüsse, das warf  ein großes Fragezeichen zu seinen Überlebenschancen in Gefangenschaft auf.

    Auch die gesamte Familie von Eitan Yahalomi wurde entführt. Nur durch Glück gelang es seiner Mutter, die mit einem Baby und einem Mädchen entführt wurde, zusammen mit den beiden vom Motorrad zu springen. Als die Terroristen auf den Zaun zufuhren, sahen sie einen IDF-Panzer. Gestresst und überrascht stürzten sie mit dem Motorrad. Die Mutter hat die Gelegenheit genutzt, um zu entkommen, während sie ihren Sohn auf dem Motorrad vor sich sieht, das weiter nach Gaza fährt. Sie liefen auf die Felder zwischen Israel und Gaza und blieben dort, bis die IDF sie einige Stunden später fand.

    Als Eitan in Gaza ankam, schlugen die Bewohner des Gazastreifens ihn und die anderen Entführten auf der Straße. In der Gefangenschaft wurde ihm erzählt, dass auch seine Mutter entführt worden sei und es kein Israel mehr gäbe. Er konnte nur auf die Toilette gehen und wenn er Hunger hatte, hat er sieben Stunden auf etwas Reis gewartet. Ja, der psychologische Terror in der Gefangenschaft hat die Kinder nicht verschont. 

    Sie zwangen Eitan, sich das Horrorvideo anzusehen, das die Armee für Beamte im Ausland vorbereitet hatte und das Aufnahmen der Terroristen in einer unzensierten Fassung enthielt. Weinen war  ihm und den anderen Kindern nicht erlaubt, sie  wurden  dann mit einer Waffe bedroht. Wenn es um Kinder geht, weiß die Forschungsliteratur nicht, wie man damit umgehen soll, weil so etwas noch nie passiert ist. Es gibt keine Studien zu  Kindern in der Gefangenschaft. Vielleicht weil es so abgrundtief böse ist, dass man es nicht denken will. 

    Jeder Entführte, ob jung oder alt, der zurückkehrt, bleibt noch lange psychologisch gefangen. Aber die Sorge um die Kinder und der Wunsch, sie zu schützen und zu heilen, ist grenzenlos. Über die Männer wird zwar weniger gesprochen, weil sie zuerst die Frauen und Kinder befreien wollen, aber sie sind auch jemandes Kinder, jemandes Vater, Großvater, Liebhaber. Auch sie machen sich Sorgen, sie sind verletzt, sie weinen und auch sie müssen so schnell wie möglich nach Hause kommen. 

    Gleichzeitig werden in Gaza kämpfende Soldaten getötet. Sie sind dort, um alle nach Hause zu bringen und uns ein Leben in Frieden zu ermöglichen. Ja, … und wir sind zu Hause, gelähmt vor Trauer, weinen mit ihnen, weinen für sie. Und für den Rest der Welt ist nur ein weiterer Tag vergangen.

    Ein Youtube -Video, welches die Mutter von Ori und Yagil Yaakov gemacht hat, nach deren Entführung!
  • Yulis Tagebuch, Folge 38

    Dynastie

    Wir sind in den letzten Wochen zu süchtigen Fernsehkonsumenten geworden, so wie in den achtziger und neunziger Jahren. Damals gab es hierzulande nur einen öffentlichen Fernsehsender. Wir verbrachten viel Zeit mit Unterhaltungssendungen, Actionsendungen wie MacGyver und Das A-Team, Spielshows, Kindersendungen (die übrigens viel lehrreicher waren als heute). Auch Dynastie und Dallas – der amerikanische Traum – erreichte die Menschen  in Netanya. Auch mich, in der kleinen Wohnung im vierten Stock in einer kleinen Einbahnstraße, mit nicht mehr als 13 Gebäuden. Damals konnten Gross und Klein, die ganze Familie, gemeinsam fernsehen – es gab eigentlich nie wirklich Gewalttätiges oder Unangemessenes zu sehen. 

    Während des ersten Golfkrieges saßen wir jeden Abend in großer Anspannung vor dem Fernseher. Wir warteten auf die Nachrichten des IDF-Sprechers, Mitteilungen des Präsidenten der USA oder auf eine Ankündigung von General Schwarzkopf. Obwohl wir nur das wussten, was sie über die Lage im Irak berichten wollten, haben sie uns doch immer irgendwie beruhigt. Wir verstanden damals noch nicht, wie die Medien funktionieren. 

    Seitdem hat sich viel verändert, auch die Bedeutung des Fernsehens selbst nimmt heute einen anderen Platz ein. Nicht nur die Inhalte sind heute andere, die Tatsache, dass wir inzwischen sehr viel genauer verstehen, wie Medien funktionieren, verbessert die Dinge nicht. Vielmehr beschleicht uns das Gefühl,  sowohl auf Seiten der Medien als auch auf Seiten der Konsumenten ist alles  schlimmer geworden. Die Medien sind selbst zum Schlachtfeld mutiert, und den Kampf dort zu verlieren bedeutet nicht selten, auch im echten Feld zu verlieren – denn natürlich beeinflusst die öffentliche Meinung die Politik, und die Politik übt unterschiedlichen Druck aus; wirtschaftlichen, militärischen oder rechtlichen Druck.

    Ganz wie in der Vergangenheit schauen wir seit mehreren Wochen zu Hause nur noch einen Sender, Kanal 12. Ein kommerzieller öffentlich-rechtlicher TV-Sender, der – wie andere Sender auch – derzeit nichts anderes sendet als Nachrichten. Kein Raum für Unterhaltung oder Eskapismus jeder Art. Seit Wochen gibt es auch keine Werbung mehr im Fernsehen. Mit dem 7. Oktober hörte alles auf. Der einzig mögliche mentale Ausweg besteht derzeit darin, am Strand spazieren zu gehen (obwohl man dort auch die Hubschrauber vorbeifliegen sieht und manchmal Explosionen hört), zu Hause Yoga zu üben, oder YouTube oder Netflix zu schauen (wiewohl es auch da an Gewalt nicht mangelt).

    Ja, Gewalt ist heutzutage ein fester Bestandteil der Unterhaltung geworden. Kein Wunder, dass die Bilder vom 7. Oktober die jungen Medienkonsumenten nicht schockierten, da diese schon in jungen Jahren mit Bildern schwerer Gewalt gefüttert werden. In  Videospielen oder später in den beliebtesten Serien wie Squid Game, oder Game of Thrones ist alles gewalttätig und brutal.  Dort macht es den Zuschauern auch Spaß. Ich habe mir keine dieser Serien angeschaut. Mir ist klar, dass die überwiegende Mehrheit der Zuschauer noch nie einen terroristischen Akt erlebt oder gar überlebt hat, so dass die Lust auf solche Bilder noch nicht gebrochen ist.

    Ich gehöre auch zu den Ängstlichen, das gebe ich zu. Ich kann die Videos, die auf Sozial-Media-Kanälen laufen, nicht öffnen, vor allem nicht Telegram, wo es gar keine Zensur gibt. Ich habe Angst, dass ich mir etwas ansehe, das ich nicht ertragen kann, und meinen mentalen Zustand noch mehr verschlimmern wird. Das Paradoxe ist, dass es für mich als Holocaust-Forscherin und als jemand, der authentisches, unzensiertes Material aus dem Holocaust sieht, immer noch schwierig ist, die Videos vom 7. Oktober anzusehen. 

    Jenseits der extremen ungezügelten Barbarei wurden Taten dieser Art von den Nazis tatsächlich vor der Kamera verschwiegen. Weiter gibt es auch einen Unterschied zwischen Filmen, die über 70 Jahre alt sind und solchen Taten wie das Verbrennen von Babys und die Ermordung von Kindern, die eine Stunde von ihrem Zuhause entfernt stattfanden.

    So sitze ich jeden Abend vor dem Fernseher und warte auf die Freilassung der Entführten, und tagsüber schaue ich mir die Berichte über diejenigen an, die am Vortag freigelassen wurden und freue mich über jedes Familientreffen und über die Mutter, die ihre zurückgekehrten Kinder endlich sanft und warm umarmen kann. Ich freue mich über jedes Kind, das in das Krankenhaus zurückkehrt und dort von Ärzten und Psychologen untersucht und behandelt wird und bin froh, dass sich eine ganze Reihe von Menschen um deren körperliche und geistige Gesundheit kümmern. 

    Ich sitze also auch heute wieder vor dem Fernseher und warte darauf, zu sehen, wer freigelassen wird.

  • Yulis Tagebuch, Folge 37

    Eine Elefantenfamilie

    Im vorherigen Kapitel habe ich über Vergewaltigung gesprochen. Wenn bewusst oder nicht, bei all diesem schwierigen Thema bezog ich mich nicht auf die Vergewaltigung von Kindern. Ich fürchte, in dem Versuch,  solche Verbrechen in Worte zu fassen, werden die Taten eventuell noch kultiviert. Und deshalb ist es besser, es der fruchtbaren Fantasie zu überlassen, denn dort gehört es hin. Barbarisch und animalisch. Außerdem habe ich versucht, so nah wie möglich an das Thema heranzukommen, solange ich meine Übelkeit beherrschen konnte.

    In der dritten Runde der Entlassung wurde der 25jährige Ron Krivoi freigelassen. Ron hat auch eine russische Staatsbürgerschaft und da Putin in seinem Fall intervenierte hat, wurde auch ein Mann über 18 freigelassen (wie einfach es ist, wenn Putin interveniert. Hamas lässt jeden frei, der darum bittet). Mit Ron ist auch die 4jährige Abigail Idan, deren Eltern ermordet wurden, freigelassen worden, auch Hagar Brodutch, mit ihren drei Kindern. Zwei Mädchen, Schwestern im Alter von 8 und 15 Jahren, sowie zwei Frauen, Alma Avraham (84) und Aviva Siegel (62). Chen Goldstein Almog deren Ehemann und ihr älteste Tochter am 7. Oktober ermordet wurden, ließ die Hamas auch mit ihren drei Kinder frei.

    Alle sind Mütter und Kinder, die nach ungefähr 50 Tagen aus der Gefangenschaft zurückkehren. Manche sind Waisen geworden, manche wissen noch nicht, was sie verloren haben, und manche von ihnen verstehen es nicht, weil sie zu jung sind.

    Ich möchte über die 4jährige Abigail Idan ein wenig schreiben. Ihre Geschichte ist auch deshalb in Erinnerung geblieben, weil Präsident Biden Anstrengungen unternommen hat, sie zu befreien – sie besitzt die amerikanische Staatsbürgerschaft –, aber auch, weil das  4jährige Mädchen allein in Gefangenschaft war. 

    Ihre Geschichte ist allerdings unvorstellbar. Abigails Mutter wurde zuhause ermordet, der Vater, ein Fotograf der größten Zeitung in Israel Ynet, ist vermisst worden, und ihre Geschwister versteckten sich mehr als 12 Stunden lang auf den Regalen im Kleiderschrank, während ihre Mutter tot im selben Raum auf dem Boden lag. Ihr Vater wurde später noch gefunden, er wurde ebenfalls ermordet.

    Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist IMG_8840-1-1.jpg
    Auf dem Foto die Familie Mir-Idan -Kredit die Sendung uvda, Channel 12

    Als die Schiesserei begann und die Mutter tot lag, rannte Abigail raus, und hat an die Türen ihrer Freunde geklopft. 

    Während die  Kibbutz von  Dutzenden Terroristen gestürmt wurden und sich alle in die Sicherheitszimmer einschlossen, öffnete der Vater von der Brodetz-Familie die Tür für Abigail. Schließlich wurde Abigail zusammen mit Hagar Brodetz, der  Mutter und ihren drei Kindern entführt. 

    In der Gefangenschaft  aß Abigail, wie die Erwachsenen, sehr wenig, und da sie oft nicht reden durften, gewöhnte sie sich an, leise zu reden. Sie vermisste ihre Mutter, die bereits vor dem Samstag Frühstück tot war,  und sie wusste nicht, wo ihr Vater und ihren Geschwister waren. Immerhin kümmerte Hagar Brodetz sich um sie, als wäre sie eines ihrer eigenen Kinder.

    Abigail und ihre Geschwister haben einen langen Weg der Genesung vor sich. Heute leben sie bei der Tante, der Schwester ihrer Mutter, ihrem Mann und ihren drei Kindern. Vor ein paar Jahren haben die Tante und ihr Mann auf ihre Arme zwei Elefanten und drei  Elefantenkinder tätowiert, nun haben sie noch zusätzlich drei kleine Elefanten hinzugefügt. 

    Das ist es, es ist für immer. Alle sind jetzt durch den Schmerz und die Liebe für die Verstorbenen verbunden. 

    Es gibt endlose Geschichten, und sie häufen sich immer weiter, wie z.B. die Geschichte von Ella und Dafna Elkayam. Die Mutter hat sie nach jahrelangen Fruchtbarkeitsbehandlungen zur Welt gebracht. Beide Schwestern haben mit ihrem Vater und ihrer Mutter in dem Kibbutz gelebt. lhr Vater, ihre Mutter und ihr Sohn wurden vor ihren Augen ermordet und sie wurden nach Gaza entführt. 

    Die Geschichten der Entführten sind unfassbar, auch weil es sich um kleine Kinder oder ältere, hilflose Menschen handelt, die in ihrem Zuhause gefangen genommen wurden. 

    120 sind noch da, darunter ein Baby und ein 4jähriges Kind, eine unfassbare Tatsache!

    Der Monat November war ein Monat, in dem es wenig Licht gab. Dieses kleine Licht erinnerte uns hingegen daran, wie groß die Dunkelheit noch ist. Aber der Monat November ist noch nicht vorbei und der Schmerz und das Leid des Krieges bleiben für Generationen bestehen.

    Das Tatoo von Zoli und Liron Mor. – Kredit: die Sendung uvda, Channel 12
  • Yulis Tagebuch, Folge 36

    Vergewaltigung

    Ich möchte heute über das spezielle Thema Vergewaltigung sprechen. Es hat auch schon in den vorherigen Tagebucheintragungen eine Rolle gespielt, aber dort eher summarisch, kurz und ohne weitere Kommentierung, denn das Thema ist ungeheuer schwierig. Ich erwähnte die Vergewaltigungsfälle, die sowohl auf dem Festival als auch in den Häusern und später in der Gefangenschaft stattfanden. 

    Dabei erzählte ich von den Mädchen, die mit blutgetränkten Hosen tot oder lebendig in den Transporter gesteckt wurden und auch von denen, die aus der Gefangenschaft zurückkehrten und erzählten, was sie erlebt und gesehen hatten. Jedoch, über die Vergewaltigung selbst habe ich noch nicht geschrieben.

    Der erste Gedanke, der mit einer Vergewaltigung zusammenhängt, subsummiert hier die sexuellen Handlungen gegen den Willen. Die meisten Definitionen beziehen sich auch erstmal darauf. Jedoch, zu der unerwünschten Handlung tritt noch die Gewalteinwirkung auf das Opfer hinzu, die bereits vor dem eigentlichen Geschlechtsakt ausgeübt wird, und ihre Folgen tragen weiter. Denn das Opfer wird gewaltsam gefasst, es kann dem Täter nicht widerstehen. 

    Ausschnitt aus dem Gemälde von Francesco Goya Bandit ersticht eine Frau, entstanden wohl 1798 bis1800 oder von 1806 bis 1808 (Quelle WIKIPEDA)

    Die Macht muss sich in diesem Zusammenhang nicht immer in körperlichem Schmerz ausdrücken, manchmal reicht schon die Bedrohung aus. Manchmal reicht es aus, die Waffe an den Kopf gedrückt zu spüren, um sich dem Täter zu ergeben. Manchmal kann allein die Erkenntnis, dass es keinen Weg oder die Möglichkeit zu fliehen gibt, das Opfer bezwingen.

    All das sind Teile der Vergewaltigung. Denn Vergewaltigung ist nicht nur die Handlung selbst. Der Vergewaltiger hat sich darauf vorbereitet, und er kommt mit einem Plan. Da dies so ist, gibt es auch keine Zufälle. Vergewaltigung geschieht nicht spontan. Denn Vergewaltigung ist nicht nur durch das Bedürfnis nach Sex motiviert. Die sexuelle Abweichung rührt von einer viel tieferen Stelle her. Die Anwendung von Gewalt, die Unterwerfung des Opfers und das Gefühl der Macht stehen weit mehr im Mittelpunkt als die Handlung selbst.

    Aber ich möchte mich nicht mit der Psychologie der Täter befassen, dafür gibt es Psychologen. Ich möchte über die Geschehnisse und die Opfer des 7. Oktober sprechen. 

    Deren Vergewaltigung gleicht einem Moment in der Hölle, einige Opfer wurden direkt danach ermordet, einige wurden bereits vor der Vergewaltigung ermordet. 

    Ob es eine ganze Gruppe war oder einzelne Menschen, bei dieser terroristischen Handlung wurden Kinder, Männer, junge und alte Frauen vergewaltigt. Die Täter sahen uns nicht als Menschen, sondern als Objekte dieses Landes, und sie wollten so viele wie möglich erniedrigen und quälen, bevor sie sie ermordeten oder in die Gefangenschaft pressten. 

    Sie wollten eine schmerzvoll eingeprägte Erinnerung in Erez Israel hinterlassen. Denn Vergewaltigung ist eine Handlung, die dem Opfer für immer in Erinnerung bleibt. Sie wirft endlose Fragen und Zweifel auf und parallel zu den Versuchen der Selbsttröstung, schafft es eine Distanz zwischen dem Geist und dem verletzten Körper, als ob etwas Fremdes zwischen ihnen stünde. 

    Das Opfer, das sich seine Hilflosigkeit und Schmerzen verzeihen will, stößt dabei immer wieder auf die Erinnerungen an die Verletzung, die ihm keine Ruhe lassen. Diese Erinnerungen erwecken sich bei jedem anderen körperlichen Kontakt wieder, in der Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden, und in jeder Situation der Hilflosigkeit, Schmerzen und Angst.

    Am 7. Oktober wurde der Staat Israel vergewaltigt. Die Täter drangen  gewaltsam in unsere Häuser ein und taten hier schreckliche Dinge. Am Samstag um 6 Uhr morgens wurden die Kinder, die noch mit Teddybären und Schnuller im Bett lagen, in Panik herausgezogen, als ihre Eltern die Schüsse vor der Haustür hörten. Sie wurden gefoltert, einige wurden in ihren Häusern bei lebendigem Leib verbrannt, einige wurden erschossen, während sie um ihr Leben bettelten, und diejenigen, die am Leben blieben, Kinder, Frauen, alte Menschen und Männer jeden Alters, wurden aus ihrem Land in feindliches Gebiet verschleppt und gingen dort durch die Hölle. Alles im Namen des Fanatismus und Hass, alles im Namen des Wunsches, sich das zu nehmen, was einem nicht gehört, und damit zu tun, was man möchte. Also gingen sie hinein und zerstörten und quälten, so viel sie konnten, und dann gingen sie mit der Beute zurück.

    Seitdem und bis heute ist der Staat Israel verwundet und blutet. Die Erinnerungen lassen nicht nach, manche Menschen gehen weg, können diesen Körper nicht mehr ertragen und ziehen in andere Länder. Manche weinen noch immer an jedem Tag und versuchen, damit klarzukommen. Einige haben Selbstmord begangen, da sie von innen heraus zerrissen wurden. Die schmerzlichen Erinnerungen des jüdischen Volkes an das Geschehen am 7. Oktober werden dauerhaft nachwirken – bei jedem Feiertag oder Gedenktag. Israel wurde vergewaltigt und kann nicht mehr zu dem zurückkehren, was es zuvor war.

  • Yulis Tagebuch, Folge 35

    Die Rückkehr von weiteren 13 Gefangenen

    Am 25. November, dem zweiten Tag eines Austausches von israelischen Geiseln gegen inhaftierte Palästinenser, verzögerte die Hamas die vereinbarte Freilassung von ihrer Geiseln bis kurz vor Mitternacht mit der Begründung, Israel habe gegen getroffene Vereinbarungen verstoßen und Drohnen im südlichen Gazastreifen eingesetzt. Weiter behauptete die Hamas, Israel hätte sich verpflichtet, Gefangene entsprechend der Dauer der Haft freizulassen und habe sich daran nicht gehalten. Israel seinerseits argumentierte, Anstrengungen zu unternehmen, um eine Freilassung entsprechend der Dienstzeit vorzunehmen – verpflichtet wäre die israelische Regierung aber nicht.

    Stopp, stopp …  bitte. Seit wann soll ein souveräner Staat einer Terror-Gruppe verpflichtet sein? Aha, Entschuldigung, es ist erst der Fall, wenn das Land „Israel“ heißt. Also, ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass die Hamas offenbar die Psychologie der israelischen Gesellschaft versteht, und das ist nicht nur eine Aussage.

    Yahya Sinwar, der Anführer der Hamas im Gazastreifen, war zu fünf lebenslangen Haftstrafen im israelischen Gefängnis verurteilt worden. Er wurde allerdings im Zuge des Shalit-Deals nach 22 Jahren freigelassen. Diese Zeit hat ihm ausgereicht, um die hebräische Sprache zu lernen, und so auch Israelis kennenzulernen. Schließlich wirkt die Sprache wie ein Tunnel in die Seele, und er hat die Sprache sehr gut gelernt, und seit dem auch viele Tunnel gebaut!

    Im Jahr 2008 unterzog er sich außerdem in Israel einer Operation, bei der ein Gehirntumor entfernt wurde. Ja, wir haben ihm das Leben gerettet, um unseres 15 Jahre später bitter zu machen. Von daher ist er bereits mit der Politik Israels sehr gut vertraut, die in der Welt der Studenten renommierter Universitäten als grausam und tödlich angesehen wird. 

    Es ist 22.00 Uhr und ich saß in schrecklicher Anspannung vor dem Fernseher, ich denke an die Kinder und Mütter, die sich in den Händen maskierter bewaffneter Männer befinden, die zuvor Babys zu ihrem Vergnügen ermordet haben – Kleinkinder, die nicht verstehen konnten, was mit ihnen geschieht. 

    Nach mehreren Stunden Verzögerung und unbeschreiblichem Stress, als nur einige der Namen veröffentlicht wurden, kehrten acht Kinder, fünf Frauen und vier Ausländer nach Israel zurück.

    Eines der Mädchen ist die neun Jahre alte Emily Hand. Emily ist ein großer Fan von Beyoncé, sie selbst tanzt und singt gerne. Emilys Mutter starb vor einigen Jahren an Krebs, seitdem lebte sie mit ihrem Vater und ihrer Halbschwester zusammen. Es wurde wochenlang angenommen, dass die neunjährige Emily bei dem Angriff auf den Kibbuz Bari ermordet worden war. Doch später häuften sich die Anzeichen dafür, dass sie eventuell doch nicht ermordet, sondern nach Gaza entführt worden war. 

    Emily Hand

    Was war geschehen? Am Tag vor dem Hamas-Überfall am Freitagabend, übernachtete Emily bei ihrer Freundin Hila Rotem-Shoshani, am Samstag wurde sie zusammen mit ihr und der Mutter Raya Rotem entführt. Emily’s Vater Thomas versuchte, sofort nach Beginn des Alarms Kontakt mit Raya aufzunehmen, aber es war unmöglich.

    Als anfänglich vermutet wurde, dass Emily am 7. Oktober wohl ermordet worden sei, sagte ihr Vater in einem CNN-Interview, dass er, so schrecklich es auch klinge, erleichtert sei zu hören, dass seine Tochter ermordet worden sei und jetzt nicht von den Terroristen misshandelt werde. Aus israelischer Sicht war es verständlich. Denn es ist klar, dass es besser ist, zu sterben, als von Terroristen gefangen genommen zu werden, die Babys in heiße Öfen stecken und Kinder vergewaltigen. 

    Doch Ende Oktober erfuhr der Vater, dass Emily tatsächlich entführt worden war. Ihre Freilassung an diesem Tag war ein großes und aufregendes Licht für den Witwer, zu dem seine Tochter lebendig und auf zwei Beinen zurückkehrte. Emily kehrte im Rahmen dieses Übereinkommens mit ihrer Freundin Hila Rotem-Shoshani zurück. Hilas Mutter dagegen ist immer noch in Gefangenschaft. 

    Unter den zurückgekehrten Kindern waren auch der 17-jährige Noam Or und seine 13-jährige Schwester Alma, die am 7. Oktober Waisen geworden waren. Ihre Eltern wurden am 7. Oktober in ihrem Haus ermordet. 

    Willkommen Kinder. Und: Seid stark für uns, es ist noch nicht zu Ende.

    13 Freigelassene (Kredit) Kan News
  • Yulis Tagebuch, Folge 34

    Courage

    Ich möchte noch einmal auf den Monat November zurückkommen und auf die Freilassung von Entführten eingehen. Zuvor aber muß ich einer Soldatin einige Minuten widmen, die am 30. Oktober gefunden und gerettet wurde: Ori Megidish. 

    Ori diente als „Spotter“ auf dem Stützpunkt Nahal-Oz. Als die Schießerei am 7. Oktober begann, hat sie – gemeinsam mit 20 weiteren Soldatinnen – im Sicherheitsraum auf dem Stützpunkt Schutz gesucht. Die Terroristen warfen Granaten in diesen Unterschlupf. Von den Soldatinnen haben nur sieben, wenn auch verletzt, diese Attacke überlebt, darunter Noa Marciano, eine gute Freundin von Ori. 

    Ori wurde wie alle Überlebenden gefangen genommen. In Gaza wurde diese kleine Gruppe getrennt und Ori in das Flüchtlingslager Shatti unweit des Schifa-Krankenhauses gebracht. Dort ist sie in einer Wohnung, nicht in einem Tunnel, festgehalten worden. In dieser Wohnung wurde Ori zu einem Objekt bei einem Hamas-Anhänger, der sie einsperrte. Ich möchte auf die Spekulationen, die Gerüchte oder die Fake News, was ihren körperlichen Zustand und das, was sie in seinem Haus durchgemacht hat,  nicht eingehen. 

    Relativ glaubhaft bleibt indes, daß es Ori gelungen sei, mit dem Telefon ihres Bewachers anzurufen, während er schlief, denn so konnte festgestellt werden, wo sie sich befand. Verbürgen für diese Nachricht kann ich mich allerdings nicht, ich weiß es nicht hundertprozentig. Aber allein die Überraschung und die Freude in dieser Woche, dass es einer Soldatin gelungen war, sich selbst zu retten, gaben uns die Hoffnung, dass dies den anderen Entführten auch gelingen könnte. 

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    Ori Megidish: (Kredit) IDF Presseabteilung

    Aber so war es nicht. Nur kurz nach der Rettung Oris wurde bekannt, dass die Leiche von Noa Marciano, Ori’s Freundin, im Schifa-Krankenhaus gefunden wurde. Seither und bis heute ist es der IDF gelungen, lediglich sechs Entführte zu retten. Heute, acht Monate später, gibt es noch immer weitere 120 Entführte, von denen fast 40 bereits tot sein sollen. Aber ob sie tot oder lebendig sind, egal – sie alle sollen nach Hause zurückgebracht werden.

    Ähnlich wie Ori war auch Noa zunächst in einer Wohnung in der Nähe von Schifa eingesperrt worden. Während eines IDF-Angriffs in der Gegend wurde der Hamas-Terrorist, der sie festhielt, getötet. Auch Noa wurde verletzt. Es war aber keine lebensgefährliche Verletzung, wie aus ihren medizinischen Befunden hervorgeht. Doch brachten ihre Entführer sie jetzt in das Schifa-Krankenhaus und dort ist sie am 9. November von einem Arzt ermordet worden. 

    Noahs Leiche sowie die sterblichen Überreste der 65-jährigen Judith Weiss, die ebenfalls in Schifa gefunden wurde, brachte der IDF nach Israel zurück. Judith Weiss hatte drei Monate zuvor erfahren, dass sie Krebs habe und mit der Behandlung jetzt beginnen müsse. 

    Auch der Ehemann von Judith Weiss, Shmulik, wurde auch ermordet. Die Terroristen brannten sein Haus mit ihm nieder. Einen Monat nach der Beerdigung ihres Vaters erfuhren die Kinder, daß ihre Mutter ebenfalls ermordet worden war.

    Diese und viele ähnliche Nachrichten sind unsere täglichen Begleiter, sie prägen die allgemeine Stimmung. Gleichzeitig nehmen überall in der Welt der Hass und die Wut gegenüber Israel immer mehr zu. Scheinbar hat die Welt die Ermordeten des Nova-Festivals bereits vergessen. Und aus Israel ist schnell wieder der Angreifer geworden. 

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    Noam und Alma Or (IDF Presseabteilung)

    Inmitten dieses ganzen Wahnsinns versuchen wir, eine alltägliche Routine aufrechtzuerhalten. Ich bringe meinen Sohn jeden Tag – besorgt zwar, aber ich denke, es ist besser so für ihn – in den Kindergarten, nachmittags planen wir andere Aktivitäten. Währenddessen dröhnen in meinem Kopf Sirenen. Sirenen, die draußen nicht immer zu hören sind, 

    aber ich höre sie jederzeit, vor allem, wenn es zu still wird.

    Und an jedem Abends dieses Dilemma: Soll ich ihn in seinem Bett schlafen lassen oder in meinem Bett? Wie bekomme ich ihn im Alarmfall schnell aus dem Bett? Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir zusammen in einem Zimmer schlafen. Aber er möchte das nicht. Gern will er im Zimmer mit den Spielsachen schlafen, und da habe ich keinen Platz. 

    Also – ich wasche mich, putze die Zähne und lege mich für eine weitere Nacht, in der ich nicht wirklich gut schlafen kann, ins Bett.

  • Yulis Tagebuch, Folge 33

    Urlaub vor dem Sommer (und noch 120 Menschen in der Gefangenschaft!)

    Ich mag die Hitze nicht. Vor allem die israelischen Sommer nicht. Sie sind zu heiß, zu feucht und zu lang. Ich bin im Herbst geboren, am 7. Oktober, und bin zweifellos ein Mensch des Herbstes  und Frühlings. Ich bevorzuge mehr einen Tag Regen und am nächsten Tag Sonne, als pausenlos heiße Tage.

    Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag den Sonnenschein, aber bis zu einer bestimmten Temperatur. Wenn einem beim Sitzen im Garten mit einem kühlen Bier in der Hand, die Haare schweissgetränkt am Nacken kleben, ist das ein Zeichen dafür, dass die Hitze unerträglich ist. 

    Allerdings wäre es schön gewesen, wenn die Hitze das einzige Unerträgliche  wäre – der Krieg, der Antisemitismus, die Gefangenen, die Politik im Ganzen und Netanyahu im Besonderen, aber auch die Lebensmittelpreise,  der Treibstoff, und viel mehr – so vieles ist derzeit schwierig und unerträglich.

    Um den Kopf und Seele zu klären, flogen wir mit einer Freundin und ihrem Sohn nach Eilat, ans Rote Meer. Warum dorthin? Der Norden Israels wird ständig von der Hisbollah bombardiert und steht seit vielen Wochen in Flammen. Bereits 15.000 Dunam (1.000 qkm)!Wald wurden niedergebrannt und die Flammen fressen laufend immer mehr. Bei starker Hitze und Wind ist es noch schwieriger, das Feuer zu löschen. Über den täglichen Beschuss aus dem Libanon hinaus ist der Norden kurz nach dem  7. Oktober gleichfalls menschenleer geworden. Deshalb gibt es gerade keine Möglichkeit, um in den wunderschönen Norden zu reisen, wo  täglich weiterhin gelöscht wird.

    Auf der anderen Seite Israels liegt Eilat. Eilat ist im Grunde eine Wüste und die Temperaturen erreichen im Hochsommer +47 Grad Celsius. Es kommt vor, dass es  Anfang Juni dort schon ungewöhnlich so heiß ist wie im Hochsommer. Das bedeutet, es war draußen um 21 Uhr ebenfalls unerträglich heiß. An einem Tag verbrachten wir ein paar Stunden am Unterwasser-Observatoriumsturm und am ganzen Marine Park und am Samstag waren wir am Delfin-Riff. Dort gibt es einen schönen Strand mit verschiedenen Tieren und ganz viel Bäumen, die Schatten spenden und auch die Luft kühlen.

    Die Kinder gingen mit den Schnorcheln ins Wasser, während ich ihnen auf einem Stuhl im Wasser zusah. Danach gingen wir, um die Delfine zu treffen. Meine Freundin war ungewöhnlich begeistert von den Delfinen und fotografierte pausenlos. Ich, im Gegensatz, schloss hinter der Brille die Augen und dachte an IHN und wie weit wir voneinander sind. Wir haben uns seit so vielen Monaten nicht gesehen und ich habe überhaupt nichts  mehr von IHM gehört. Deshalb war ich auch allgemein froh, dass die Cocktails am Strand sehr günstig waren. 

    „Ich denke, wir werden hier zum Mittagessen noch bleiben und dann ins Hotel zurückkehren“, schlug ich meiner Freundin  vor. Ich war erschöpft von der Hitze, mein Kopf brannte vor Gedanken und ich brauchte die Klimaanlage, um mich herunterzukühlen. Die Kellnerin war trotz der Hitze flink und aufmerksam und ziemlich schnell war alles schon auf dem Tisch. Fünf Minuten später begann plötzlich aus allen Seiten ein Applaus, fröhliche Pfiffe und Leute am Strand begannen zu singen.

    Ich verstand nicht, was passiert war, also habe ich jemanden gefragt: Vier Entführte wurden von der Armee befreit.  Noa Argamani (26) und drei Männer: Almog Meir Jan (22), der auf dem Nova Festival arbeitete, Andrey Kozlov (27), dessen Familie in Russland lebte und Shlomi Ziv (40) Jahre alt. Sie wurden täglich geschlagen und gequält und acht Monate lang ausgehungert, aber endlich noch lebend befreit. Noa Argamani besuchte ihre Mutter, die sich in einem ernsten Zustand im Krankenhaus befindet, und Andrey traf sich mit seiner Familie, die in Russland  lebt. 

    Almogs Vater starb einen Tag vor seiner Freilassung und Noa, deren Freund immer noch in Gefangenschaft ist, traf sich mit seiner Mutter.

    Unter meiner Sonnenbrille flossen jetzt Tränen des Glücks, für die vier, die das Glück hatten, dem Inferno entkommen zu sein. Wie viel Freude hat es uns Israelis bereitet, dass es für vier Menschen wieder eine Chance zum Leben gab. Dieser Schabbat war nicht mehr dasselbe. Der Tag war von einer anderen Energie erfüllt, die ein Gefühl des Glücks vermittelte. Für einen Moment war die Realität erträglich. 

    Gleichzeitig trauerten wir um den, der bei der Rettungsaktion getötet wurde und symbolisch oder nicht, wurden ein paar Tage nachher vier junge Soldaten getötet. Da sich die Informationen über die freigelassenen Entführten immer weiter häufen, verstehen wir noch besser, wie wesentlich und dringend es ist, die 120, die sich noch dort befinden, so schnell wie möglich freizulassen.

    Am letzten Tag hat mich die Grippe erwischt. Anscheinend war der Entspannungsversuch zu stressig für meinen Kopf. Also, zurück zur Routine… 

  • Yulis Tagebuch, Folge 32

    Dunkler November

    Zwischen dem jüdischen Neujahr und Chanukka, wahrscheinlich vielen auch als Lichterfest ein Begriff, liegt der Monat November. Er ist normalerweise ein Monat ohne herausragende Tage, denn die Feiertage sind vorbei und der Herbst beginnt. Das typische Sommeroutfit wird durch längere und wärmere Kleidung ersetzt und all das wirkt sich auch irgendwie auf das Bewusstsein aus. Im November kann man sich nicht genug wundern, wie schnell so ein Jahr vergeht, man überlegt sich für das nächste Jahr neue Ziele und hofft, dass möglichst viele Wünsche in Erfüllung gehen.

    Im November 2023 war vieles anders – eine Fortsetzung des vorherigen dunklen Monats. Es gab kaum dieses ruhige Nachdenken – es war einfach nicht die Zeit dafür. Wir sind in Gedanken ständig bei dem sich fortsetzenden Krieg, die Ermordeten sind uns gegenwärtig, wir beten um die Rückkehr der Entführten. Denn die Entführten müssen nach Hause gebracht werden – bringt bitte die Kinder zu ihren Eltern zurück!

    Eltern sitzen zu Hause – ohne ihre Kinder, weil ihre Kinder gefangen genommen wurden. Das ist Wahnsinn! Es kann nicht sein, dass ein Vater täglich vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv sitzt, denn seine Frau und seine Töchter sind in Gefangenschaft. Es kann nicht sein, dass ein dreijähriges Mädchen, dessen Eltern ermordet wurden, allein in Gefangenschaft ist. 

    Und ich halte mich gerade zurück, um nicht über den Holocaust zu sprechen. Aber alles erinnert mich an die Kinder von damals, die in den Konzentrationslagern oder in den Ghettos völlig allein waren, nachdem ihre Eltern und andere Verwandten ermordet wurden. Große Einsamkeit und Schmerzen erlebten die Kinder in der Gefangenschaft. Und die Politiker, die für diese Hölle verantwortlich sind, diskutieren noch immer, ob 10 Entführte für rund Hundert Terroristen freizulassen ein vertretbares Angebot wäre. 

    Es fällt mir schwer zu glauben, dass es in Israel jemanden gibt, der gegen ein solches Abkommen ist. Und doch – es gibt auch solche. Ihnen möchte ich zuschreien: „Wenn es ihre Kinder oder Enkelkinder wären, wären sie doch sofort bereit, jeden Preis für sie zu zahlen.“ Zum Glück stimmte die Mehrheit dafür und dieser teuflische „Deal“ war im Gange.

    Für zehn lebende Geiseln entlässt Israel 150 Terroristen aus dem Gefängnis und Israel erhöht die humanitäre Hilfe für Gaza. Israel erhöht auch die Menge an bereitgestelltem Benzin. Israel stellt sowohl den Kampf als auch das Sammeln von Geheimdienstinformationen ein. Aber der Hamas kann und darf man nicht bis zum letzten Moment trauen. Eine Terrororganisation ist … niemandem verpflichtet, ihr Ziel ist, Angst und Zerstörung zu verbreiten. 

    Davon wird sie genährt und getragen und für ihr in eingängige Slogans gehülltes Handeln gewinnt sie weltweit große Sympathie. Das war leider schon immer so. Egal, ob es sich um extremistische Gruppen von der rechten oder linken Seite handelt.

    Heute aber gilt: Es gibt keinen höheren Preis, als die Kinder aus der Gefangenschaft herauszuholen und zu ihrer Mutter, zum Vater, zu den Großeltern oder zur Tante zurückzubringen. Bringt sie einfach zurück. Lasst die Mörder gehen, aber lasst die Kinder nicht noch weiter in ihren Händen bleiben. Die ersten dreizehn Entführten kehrten nun tatsächlich zurück. Weitere neun ausländische Staatsbürger wurden auch freigelassen – aber nur, weil sie Staatsbürger Russlands, Thailands oder anderer Länder sind. 

    Magie ist das nicht, sondern Politik zwischen den Ländern und Katar und Geld natürlich. Die Familien der Gefangenen wussten im voraus, ob ihre Verwandten freigelassen wurden und warteten bereits im Krankenhaus oder in Kerem-Shalom. 

    Ich saß vor dem Fernseher und war sehr aufgeregt. Ich konnte kaum atmen, ich wollte die Kinder und Frauen schon zu Hause sehen, von den Händen unserer Soldaten gehalten. Von der Hamas über das Rote Kreuz, den Grenzübergang bis hin in unseren Händen. Denn seit der ersten Intifada hat Israel immer nur Leichen oder Leichenteile zurückbekommen. Gilad Shalits Rückkehr nach fünf Jahren war eine außergewöhnliche Geschichte und der „Preis“ galt damals als sehr hoch: Tausend Terroristen für einen Soldaten. Aber worauf kommt es an? Die Zahl der Terroristen verdoppelt sich jederzeit. Jedes Kind in Gaza, das eine Waffe halten kann, bekommt bereits ein Gewehr …

    Aber es gibt nichts Wertvolleres, als zu sehen, wie Menschen aus der Hölle nach Hause kommen und sich erholen. Gilad Shalit, der seinen Bachelor-Abschluss machte und heiratete, kam nun, um die Familien der Entführten zu unterstützen. Welchen Preis hat es? Den meisten Überlebenden des Holocaust gelang es, eine Familie zu gründen und noch aus den Trümmern ein lebenswertes Leben aufzubauen. Aber Erinnerungen an Erlittenes ließen sich nie verdrängen.

    IDF-Sprecherabteilung (3 Fotos)

    Die nun freigelassenen vormaligen Geiseln befinden sich in Israel. Jetzt müssen sie sich psychisch und physisch erholen. Ich warte schon jetzt voller Hoffnung auf diejenigen, die morgen ankommen werden.