Yulis Tagebuch, Folge 40


würgend…

Ich sitze mit dem Laptop im Bett und spüre einen Druck in der Brust. Ich lege zwei Finger auf die Hauptschlagader und spüre einen schnellen starken Puls. Es sind allein die Gedanken über die letzten Geschehnisse, die mir beim Schreiben großen Stress bereiten. Täglich versuche ich mich durch verschiedene Ablenkungen zu entspannen. Ich versuche, mehr zu arbeiten, mehr zu schlafen, zweimal pro Woche Pilates zu üben und ab und zu Unterhaltungssendungen anzuschauen und in  Konzerte zu gehen. Vielleicht lache ich dann ein wenig und denke an nichts. ABER: es befinden sich 120 Menschen in  Gefangenschaft 

und bis zu ihrer Rückkehr kann weder ich noch sonst jemand hier wirklich ein normales Leben führen. 

Warum? Wir können ohne Frieden,  ohne Sicherheit nicht leben, ohne Gewissheit, dass hier ein Ort ist, an dem wir unsere Kinder in Frieden großziehen können. 

Und wenn die Kinder von anderen nicht nach Hause kommen würden, dann haben wir hier alle ein Problem. 

Bis Hundertzwanzig Menschen zurückkehren, werden wir den siebten Oktober nicht überstehen können. Denn etwas muss enden, damit etwas Neues beginnen kann. 

Und der Krieg geht weiter, jeden Tag kostet er mehr Opfer, Soldaten und Zivilisten. 

Und sie warten auf uns, Frauen, Kinder und Väter, sie wollen nach Hause. Wie können wir hier in Frieden leben, wenn unsere Leute noch dort in der Hölle sind? 

In den letzten Tagen berichten die Medien über irgendwelche Übereinkünfte mit Hamas im Gegenzug für die Freilassung der Gefangenen. Aber noch nichts passiert, und man weiße nie, was oder wer es wieder zurückhält. 

Ehrlich gesagt, ich glaube an nichts und niemanden mehr, schon gar nicht an den Premierminister, Netanyahu, der uns in diese Lage gebracht hat. 

Ich warte nur darauf, dass sie, ob lebendig oder tot, nach Hause kommen. Für die Welt ist dies bereits eine alte Geschichte. Offensichtlich und in gewisser Weise verständlich, gibt es noch Dinge, die interessanter sind als Juden in der Gefangenschaft, wie zum Beispiel die Europameisterschaft…

Entschuldigung, denn ich wollte eigentlich heute über die fünfte Rückehr-Runde der Gefangenen reden und über die zehn Frauen, die an diesem Abend freigelassen wurden. Aber diese Woche war halt ein Desaster. 

Vor einigen Tagen wurden im Norden des Landes ein Mann und seine Frau durch eine Drohne getötet, als sie in ihrem Auto unterwegs waren. In einer Sekunde wurden noch drei Kinder in Israel zu Waisen. Es geschah 100 km von hier entfernt. Das ist die Entfernung zwischen mir und dem „Norden“, der täglich von der Hisbollah mit Dutzenden Drohnen, Raketen, Panzerabwehrraketen und anderen Waffen angegriffen wird. 

Sie schießen auf Militärstützpunkte, Siedlungen und Städte an der Grenze und tiefer im Land. Auf Wohngebäude, Privathäuser, Militäranlagen und Autos während der  Fahrt. Ganz langsam kommen sie uns näher. Am nächsten Tag wurde im Norden ein weiterer Mensch tödlich verwundet, ein weiteres Haus zerstört und ein weiterer Soldat getötet. Und es geht weiter.. 

Parallel dazu machen die Bedrohungen aus Gaza auch nicht halt.Wöchentlich sind Raketen auf die südlichen Siedlungen aus Gaza abgefeuert werden. Zudem wurden allein dieser Woche sechs weitere unterirdische Tunnel zerstört, nachdem dutzende von Tunneln gesprengt wurden und das ist noch nicht das Ende. Die Crème de la Crème aus dieser Woche ist ein Artikel über die Sängerin Eden Golan, die israelische Vertreterin zum Eurovision Song Contest. Sie erzählte, dass sie wegen der Drohungen das  Hotel in Malmö nur verkleidet verlassen konnte. Europa 2024.

Viel mehr als die Neonazis im ganzen Europa sind es tatsächlich die Einwanderer und Flüchtlinge aus arabischen Ländern, die eine ernsthafter Bedrohung für europäische Juden und Israelis werden. Mittlerweile erhalten sie Geld aus dem Iran oder Katar, damit sie die Demonstrationen und Demonstranten unterstützen, an  denen sie gleichfalls teilnehmen. Immer weiter verbreiten die Lügen und hetzten gegen Israel und Juden. 

Sie sind keine Menschen des Friedens oder Menschen, denen die armen Bewohner in Gaza leid tun, da sie vor Armut, extremen islamischen Regimen und Terrorismus selbst geflohen sind. Welches Interesse haben sie also daran, die terroristische Herrschaft Gazas zu unterstützen? Unter dieser Herrschaft haben Menschen in Gaza ohne Wasserleitung  17 Jahre lang gelebt (die Herrscher hatten jedoch in den luxuriösen Villen alles gehabt. Sie haben das Geld aus Europa sehr gut genutzt.) 

Norden Israels, Kredit: Evi Sharir (YNET, 10.07. 24)

Welches Interesse haben sie daran ein Land ohne Menschenrecht zu unterstützen? Welches Interesse haben sie daran die Auslöschung eines Landes zu fordern, das ein integraler Bestandteil der Kultur und Geschichte Europas ist? 

Sie kamen nach Europa, um in Frieden zu leben und jetzt terrorisieren sie Juden und Israelis in Europa. 

Wir können das Gespräch über die Studenten erweitern, über denjenigen, die nach einer Bedeutung suchen, die länger als 15 Sekunden anhält, aber das ist ein anderes Kapitel.

Ich denke, ihr ultimatives Ziel besteht darin, Europa zu destabilisieren. Je stärker Europa politisch destabilisiert ist, umso mehr verbessert sich ihr Status. Sie sind die größte Minderheiten- gruppe Europas und sie werden von Extremisten  beider Seiten genährt.

So nutzten sie auch das gegenwärtige Wahlrecht und schafften es, den Sieg israelfeindlicher und linksextremer Parteien in Frankreich und Großbritannien herbeizuführen.

All das, während sie das historische Gedächtnis und den inneren Konflikt Europas wecken, der 80 Jahre lang schüchtern versteckt war.

Wer sind die  Einwanderer, die Hamas aus bewusster Unterstützung des Terrorismus unterstützen? 

Sind der Aufstieg und die Stärkung extremer politischer und religiöser Bewegungen unvermeidlich? Wie sollen wir mit dem Konflikt umgehen?

Aber all diese Gedanken verschwanden augenblicklich, als ich mit meinem Sohn im Park war und ER plötzlich an mir vorbeiging. 

Ich blieb stehen und sah IHN hinter meiner Sonnenbrille an. Ich wusste, dass ER mich sah, bevor ich IHN bemerken konnte, aber ER tat so, als würde ER mich nicht sehen, und ging weiter. Seitdem habe ich zwei Tage lang nichts gegessen.