Kategorie: Deutsch

  • Yulis Tagebuch, Folge 24

    Holocaust Gedenktag in Israel und den 7. Oktober

    „Nie Wieder“-Folge

    Nie Wieder“

    In dieser Woche haben wir den Holocaustgedenktag in Israel begangen. Schon vorher habe ich die Spannung, die von diesem Datum ausgeht, gespürt. Denn noch immer sind 133 Menschen in der Gefangenschaft der Hamas, darunter ein Baby, Frauen, Väter, Kinder und sogar ein Holocaustüberlebender, der 86 Jahre alt ist. Daneben gilt die erinnerung jenen Holocaustüberlebenden, die am 7. Oktober ermordet wurden. Und natürlich trauern die Holocaust- überlebenden, die ihre Enkelkinder im Krieg verloren haben, oder die beim Überfall auf das Festival ermordet wurden – es ist schwer, ihnen in die Augen zu schauen. 

    Vor dem 7. Oktober hing der Spruch „Nie Wieder“ sehr eng mit diesem Gedenktag zusammen. In dieser Woche ist der Spruch nicht mehr so stark wie früher betont. Ja, ich kenne natürlich den Spruch „Never Again is Now“ („Nie wieder ist jetzt“), aber er enthält meiner Meinung nach eine ganz andere Bedeutung, die viel stärker lokal als universal und viel mehr eine politische als eine kulturmäßige Aussage ist. Insgesamt gibt es freilich einen großen Unterschied zwischen unserer Perspektive und, wie diese Aussage andernorts in der Welt interpretiert wird. Wir fühlen uns hier mehr oder weniger allein, und deshalb war es in diesem Jahr ein besonders trauriger Gedenktag. 

    Ich finde es falsch, zwischen dem Holocaust und dem 7. Oktober zu vergleichen. Das habe ich schon diskutiert. Aber zwischen dem Holocaust und dem 7. Oktober gibt es eine Verbindungslinie, nicht nur durch die Art der Verbrechen, sondern auch durch die Reaktion darauf. Das Geschehen hat die ganze Welt politisch aufgerüttelt, hat Tabus gebrochen wie etwa den Angriff Irans. Auch die für mich seltsame Frage des existentiellen Rechts der Juden in diesem Land ist überall wieder aufgeworfen worden. Mich erinnert die Verleugnung bzw. die Verkleinerung der Verbrechen der

    Hamas über die formellen Medien und bei ihren Unterstützern und Antisemiten über die Sozial-Media an die immer noch verbreitete Verleugnung der Shoah. Und der stumme Mund schreit: „Aber ihr habt doch selbst Verbrechen begangen, wie könnt ihr eure Gräueltaten jetzt verleugnen?“

    aus: Social Media

    Denn bei der Verwendung von Filmmaterial gibt es eigentlich keine Bindung an irgendeine Wahrheit. Und so, wie man ein historisches Filmmaterial aus dem Holocaust nutzen kann, um Erinnerungen hervorzurufen, kann man denselben Film auch dazu nutzen, die Realität zu verzerren oder zu leugnen, wie es nach dem Holocaust und wie es gleichfalls nach dem 7. Oktober geschah. 

    Trotz der Live-Dokumentierung beeilte sich die Hamas zu behaupten, dass die IDF für den Tod der Zivilisten verantwortlich sei, und brachte dies offiziell in einem am 21. Januar herausgegebenen Dokument zum Ausdruck, in dem sie alle ihr zugeschriebenen Verbrechen leugnet. Dieses Pamphlet wurde in den sozialen Medien verbreitet und wie der letztens aufgetauchte Brief von Bin-Laden erfreut es sich bei Pro-Palästinensern und Antisemiten auf der ganzen Welt großer Beliebtheit.

    Tatsächlich haben auch die Nazis ihre Verbrechen dokumentiert, aber im Gegensatz zur Hamas haben sie diese nicht veröffentlicht. Privatpersonen, die an jenen Dokumentationen beteiligt waren, und solch Filmmaterial über Gräueltaten besaßen, achteten darauf, diese nach dem Krieg zu verstecken oder gleich zu vernichten, um einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen. 

    Tatsächlich wurde die einzige verfügbare historische Dokumentation in Bundesarchiv, in der man den Akt des Massenmordes „live“ sieht, mit einer Privatkamera gefilmt und ist weniger als eine Minute lang. Daher beruht die historische Erinnerung an den Holocaust wenig auf fotografischen Beweisen der Vernichtung, sondern auf Zeugenaussagen von Überlebenden, Filmen von Ghettos, Fotos und Filmen der Alliierten von der Befreiung, u.a. Auschwitz, Bergen-Belsen usw. und wenigen Fotos und Filmen, die sich im Besitz von Nazis befanden.

  • Die Würde des Menschen …

    Leipzig feierte sich und seine Verbundenheit zu Israel, zu seinen jüdischen Mitbürgern, stand zu seiner Vergangenheit und zu dem NIE WIEDER!

    Nun nach dem 7. Oktober 2023 zur Illustration des aktuellen Stimmungsbildes ist es eine wichtige erinnernde Reflexion – dass die von der Veranstaltung zur seinerzeitgen jüdischen Woche beschworenen Gewißheiten in einer Stadt wie Leipzig so bröckeln könnten, ist doch eine bestürzende Einsicht …

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    Blick in den Saal am 2. Juli 2021 in der Alten Börse in Leipzig.Foto: Matthias Seidler

     14. Jüdische Woche in Leipzig
    Die Würde des Menschen …
    … ist unantastbar. Ist Sie das wirklich?

    Nach dem größten Zivilisationsbruch des 20. Jahrhunderts gehörte diese Feststellung nach Meinung seiner Schöpfer in das Grundgesetz der 1949 gegründeten alten Bundesrepublik Deutschland. Das Dritte Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg hatten Kräfte und Taten entfesselt, die auch nach 1945 wirkten und an deren Folgen heute noch weltweit gelitten wird.

    Dies nicht dem Vergessen anheimfallen zu lassen ist ständige Aufgabe ebenso wie Lehren zu ziehen, im Großen, wie im Kleinen. 
    Die Stadt Leipzig z.B. erinnert alle zwei Jahre mit einer Jüdischen Woche daran, dass in ihr einmal eine der größten jüdischen Gemeinden Deutschlands ihre Heimstatt hatte, deren liberaler Teil die Stadtentwicklung bis 1933 entscheidend mitprägte. Im Leipziger Musikleben waren sie oft treibende Kraft u. a. im Ringen um eine angemessene Würdigung des Leipziger Musikgenies Richard Wagner. 

    Musikverleger Henri Hinrichsen und Chorleiter Barnet Licht stritten für ein Denkmal, Gustav Brecher als Generalmusikdirektor der Leipziger Oper bereitete umfänglich Wagners Bühnenwerke für die Gedenkjahre 1933 und 1938 vor, Letzteres mit der nie dagewesenen Aufführung aller Wagnerschen Werke. Er konnte es selbst nicht mehr umsetzen, weil er aus der Oper gebrüllt und dann kaltgestellt 
    wurde. Mit der Berufung Adolf Hitlers zum Reichskanzler und der schrittweisen Machtübernahme durch die NSDAP und ihre Gliederungen brach diese Entwicklung ab und endete für die hier genannten Protagonisten tragisch. Tragisch auch deshalb, weil sie sich bis zuletzt ihre Würde nicht nehmen ließen, die nun als  antastbar galt.

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    Der Vorstandsvorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, Küf Kaufmann, bei der Eröffnung der Jüdischen  Woche am 27. Juni auf dem  Leipziger Augustusplatz. Foto: privat

    Daran knüpfte auch das vielfältige Programm der Jüdischen Woche 2021 an, das mahnend aber auch fordernd zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit einlud, dabei Gegenwärtiges bot und zur Gestaltung einer gemeinsamen friedlichen Zukunft einlud. Der Autor dieser Zeilen kennt deren Bedeutung nur zu gut, leitete er doch neun Jahre das Einladungsprogramm der Stadt Leipzig für vor 1945 
    geborene jüdische Leipziger.

    Vergangenheit und Würde trotz tragischem Ende bestimmten auch die Veranstaltung am Abend des 3. Juli in der gut besuchten Michaeliskirche im Stadtteil Gohlis. Deren Höhepunkt wurde die Lesung des kleinen Monodramas von Franz Werfel „Der Arzt von Wien“, in welchem dieser, um der Deportation zu entgehen, Selbstmord begeht. Kein Einzelfall, wie das Schicksal des o. g. Gustav 
    Brecher im Jahr 1940 bezeugt. Ein erschütterndes Dokument von Hilflosigkeit und Verzweiflung. Wer, wenn nicht der von Fernsehen und Bühne deutschlandweit bekannte und gefeierte Friedhelm Eberle, ein Leipziger Theaterurgestein, konnte diese szenische Lesung nachdrücklicher gestalten. Ketevan Warmuth, seine langjährige Partnerin in vielen gemeinsamen Programmen, kommentierte exzellent 
    die einzelnen Textpassagen am Flügel durch sehr stimmige „Klezmer“-Musik.

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    Kommt extra: Kammersänger Bernd Weikl, Dr. Christiane Meine, Vorsitzende des Fördervereins internationales Kurt-Masur-Institut e.v.Dr. Gerald Diesener,  Universitäts Verlag Leipzig, Professor Friedhelm Eberle. Foto: Matthias Seidler

    Eberle, dessen tiefe Interpretationsfähigkeit niemanden unberührt lässt, gestaltete auch am Abend davor eine der Musik und ihren Protagonisten gewidmete Veranstaltung in der Alten Handelsbörse am Naschmarkt, als deren wichtigste Verbindung gleich einem Scharnier der auf Einladung von Oberbürgermeister Burkhard Jung und Küf Kaufmann, Vorsteher der Jüdischen Gemeinde zu Leipzig, 
    aus Hamburg angereiste Kammersänger und weltweit gefeierte Wagnerinterpret Bernd Weikl steht. Von seiner Person ausgehend entfaltete sich ein ganzes Kaleidoskop an Bezügen und Zusammenhängen, die, zu einem Programm komprimiert, das Besondere dieses Freitagabends in Leipzig ausmachten. Das brachte die Ärztin Dr. Christiane Meine, Vorsitzende des Fördervereins des Internationalen Kurt Masur Instituts, der gemeinsam mit dem Institut für Kulturund Universalgeschichte Leipzig e.V. diesen Abend ausrichtete, in ihrer Begrüßung dem erwartungsvollen Publikum im passabel besuchten Haus dar.

    Meine, für die diese Vortragsveranstaltung „Kurt Masur in Israel – Musik überwindet Grenzen“ zugleich Höhe- wie auch Endpunkt Ihres Wirkens im Förderverein war, artikulierte mit „Versöhnung, Verständigung und Freundschaft zwischen Deutschen und Juden wie zwischen Deutschland und Israel“ das Credo Bernd Weikls, das den ganzen Abend über der Veranstaltung schwebte. Der Sänger schöpft aus einem großen Reservoir an vor allem auch Lebenserfahrung, sang er doch als AltBundesbürger unter der Stabführung Kurt Masurs beim letzten Staatsakt der DDR am 2. Oktober 1990, wenige Stunden vor dem Beitritt des zweiten deutschen Staates zum Geltungsbereich des bereits erwähnten Grundgesetz der BRD, im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Dieser Bernd Weikl initiierte kurz zuvor 
    und sang auch in der Hauptrolle die – inzwischen in Israel legendäre – Aufführung des in Leipzig verfassten und uraufgeführten Oratoriums „ELIAS“ von Felix Mendelssohn Bartholdy in Jerusalem und Hamburg zum 40. Jahrestag der Staatsgründung Israels. Er stellte den Kontakt zur israelischen Kulturwissenschaftlerin Dr. Yael Ben-Moshe, Hochschullehrerin in Haifa und Jerusalem, her, die – Corona sei es geschuldet und geklagt –ihren Vortrag zu Kurt Masur und dem Israel Philharmonic Orchestra nicht persönlich halten konnte.

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    Professor Friedhelm Eberle liest aus „Masur in Israel“ von Dr. Yael Ben Moshe. Foto: Matthias Seidler

    Doch alles ist mit allem verbunden, denn der vortragende Wortkünstler Friedhelm Eberle las nicht nur gut und akzentuierte perfekt. Er selbst war mit einem anderen Projekt mit beiden – dem Orchester und dem Dirigenten – bereits in Israel zu Gast. 
    Eberle strahlte vor allem Authentizität aus. Der Inhalt ist leicht zusammengefasst und ist vor allem für die jüngere Generation ein Lehrstück, um nachzulesen und zu hören, wie Kommunikation und Kooperation in Zeiten des Kalten Krieges mal schlecht, mal recht funktionierten und am Ende doch große Kunst ermöglicht wurde. Dazu kam der Umstand, dass die DDR und Israel keine diplomatischen 
    Beziehungen unterhielten. Es bedurfte manchen Zufalls, fähiger Köpfe, Menschen die ein Ziel kontinuierlich verfolgen und immer einen Ausweg finden. Kurt Masur, ein Deutscher, ein Ostdeutscher gar, als Dirigent des Israel Philharmonic Orchestra in Israel, auch in den USA, das ist ein Untersuchungsgegenstand, den es zu erforschen und von allen Seiten zu beleuchten gilt. Es begann mit dem Anstoß durch den Ideengeber und Stardirigenten Zubin Mehta und führte bis zum Höhepunkt – längst nicht dem Ende -, als das Orchester Kurt Masur 1992 mit dem Titel Ehrendirigent auf Lebenszeit auszeichnete. Die Beziehungen zwischen Deutschen und Juden, zwischen Deutschland und Israel bleiben besondere, aus der Geschichte heraus aber auch heute gelebt von Menschen dieser Qualität und Güte.

    Nach dem Vortrag war klar, dass die Ankündigung, das erweiterte Thema in Leipzig in Buchform erscheinen zu lassen, eine Verheißung ist.

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    Die Alte Börse zu LeipzigFoto: Matthias Seidler

    Der zweite Teil des Abends wurde musikalisch, wiewohl eingeführt wiederum von Friedhelm Eberle, der die Biografie des 2020 verstorbenen Adolph Kurt Böhm vortrug, seit 1995 „Gerechter unter den Völkern“ in Israel und enger Freund von Kammersänger Bernd Weikl. Es war nicht zum ersten Mal, dass man in Leipzig von und über „Mutz“, wie er sich gern nennen ließ, hörte. Masur und er haben auf den ersten Blick nicht viel mehr gemein, als den Vornamen Kurt, nach den Geburtsjahren 1926 und 1927 die gleiche Lebenszeit, nur an unterschiedlichen Orten und dass beide Vollblutmusiker waren. Der eine im klassischen Genre, der andere in der Unterhaltungsmusik, die er nach seinem Klavierstudium in Paris pflegte. Als Halbjude war Böhm von Franken nach Paris emigriert, half mit seiner Mutter dort anderen Emigranten und wurde so für das Leben geprägt. Zurück in Deutschland betätigte er sich vor allem als Liedbegleiter und Komponist und verriet sich dabei als unerschütterlicher Romantiker, was auch seine mit „Musik und Menschlichkeit“ betitelten Memoiren preisgeben.

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    Pianist Karl-HeinZ Müller und die Sopranistin Ruth Ingeborg Ohlmann. Foto: Matthias Seidler

    Davon konnte sich auch das Publikum bei einem kleinen Konzert überzeugen. KarlHeinz Müller, im erfüllten Arbeitsleben Solorepetitor an der Oper Leipzig, Studioleiter und Kapellmeister in Altenburg und der Musikalischen Komödie in Leipzig sowie Hochschullehrer in Leipzig und Weimar, begleitete am Klavier Ruth Ingeborg Ohlmann zu einer Reihe Böhmscher Kompositionen. Ohlmann, in Kanada 
    ausgebildet und mit erstem Engagement an der Oper Montreal, danach von Zürich bis Leipzig, schaffte es mit ihrem Gesang, unterstützt von Mimik und Gestik, die romantische Grundhaltung Böhms in seinen Werken zum Klingen zu bringen. Fröhlich und mit dem Blick nach vorn und mit vom Publikum qua Applaus erheischter Zugabe.

    Der Autor fühlte sich an sein Beisammensein mit den alten jüdischen Leipzigern verbunden, wenn um 2005 das Salonorchester Cappuccino unter Albrecht Winter an gleicher Stelle Musik der 20er und 30er Jahre bot und in Ihnen die schönen Seiten  jener immer härter werdenden Jahre zum Klingen brachte, wenn Mitgesungen, mit Fuß, Bein oder ganzem Körper dem Rhythmus gefolgt wurde. Musik und Menschlichkeit, denn Musik überwindet Grenzen.

    Thomas Krakow

    © 2020 Online Merker

    Website by grafikerinwien.at

  • Yulis Tagebuch, Haifa (17)

    Dieser Text erschien am 30. März 2024  zuerst in der deutschen Version und wird jetzt mit Hilfe von Google und spanischem Lektorat auf spanisch zur Verfügung stehen.

    Purim

    Gestern geschah in Russland ein Terroranschlag. Bewaffnete Männer drangen in einen Konzertsaal ein und erschossen unschuldige Zivilisten. Putin wirft dem Westen, vor allem den USA und Großbritannien, vor, dass die Warnungen vor dem Anschlag Russland in Angst und Schrecken versetzen sollten. Er beschuldigt die Ukraine, den IS-Terroristen einen Fluchtweg ermöglicht zu haben. Ja, er gibt der Ukraine die Schuld, dem Land, das er seit zwei Jahren gnadenlos angreift und das inzwischen massiv zerstört ist, ein Land, dessen Hälfte der Bürger als Flüchtlinge leben. Ja, so ist es mit Menschen wie Putin, die sich als Opfer präsentieren und dabei selbst blutige Beute zwischen den Zähnen halten.

    Ähnlich Putin, der terroristische Akte oder terroristische Regierungen (d.h. Diktaturen), die pausenlos die Stabilität des Westens zu untergraben anstreben, unterstützt, hat auch Hamas ein Interesse daran, dass die Kämpfe im Gazastreifen zunehmen werden. Denn mit der Zeit verliert Israel zusehends seine Legitimität, in Gaza zu agieren, und so wird auch sein Bündnis mit dem Westen erneut auf die Probe gestellt.

    Wir erleben eine dramatische Entwicklung: Der Terror, Krebsmetastasen gleichend, kehrt sofort an jene Stellen zurück, die die israelischen Streitkräfte verlassen haben, um sich abermals auszubreiten. Beispielsweise verschanzten sich erst vor wenigen Tagen Tausende Terroristen im Al-Shifa’a-Krankenhaus. Dort kam es abermals zu einem erbitterten Kampf. Und während die Zahl der Opfer in Gaza zunimmt, ist es für die Hamas ein Sieg im Kampf um das Bewusstsein (d.h. was die Publikumsmeinung weltweit betrifft). Denn wenn die Hamas die Entführten freigelassen hätte, hätte es viel weniger Opfer gegeben und die IDF hätte sich aus den meisten Orten im Gazastreifen zurückgezogen. Aber bei Raubtieren ist das nicht der Fall, Blut schreckt sie nicht ab. Ganz im Gegensatz, es erregt sie nur.

    Inzwischen leben viele Migranten/Olim aus der Ukraine in Israel, ihre Zahl nahm nach dem Krieg mit Russland deutlich zu. Viele ihrer Eltern jedoch haben die Ukraine nicht verlassen. Sie erzählten mir von ihren Familien und dem Krieg dort, wie etwa ihre Eltern das Glas aus den Fenstern nehmen müssen, um bei den Raketenangriffen nicht durch Scherben verletzt zu werden. Stattdessen dichten sie die Fenster mit Holzbrettern ab. Wenn sie ihre Kinder in Israel besuchen wollen, wäre es über Moldawien oder über ein anderes Land, je nachdem, welche Grenze in ihrer Nähe liegt, möglich. Aber die Reise nach Israel dauert manchmal zwei Tage lang. Für viele Eltern ist das zu anstrengend. Als am 7. Oktober der Krieg ausbrach, riefen sie die Kinder an und fragten sie, ob sie in die Ukraine kommen wollten, bis sich die Lage hier beruhigte. Ja, die Situation in Israel ist wahrscheinlich schlimmer als die Situation in der Ukraine, zumindest sieht es von der anderen Seite so aus.

    Was der Krieg in Israel mit dem Krieg in der Ukraine gemeinsam hat, ist die Tatsache, dass die Bilder, die die Welt erreichen, immer nur Teile der Realität sind. Und der Kontext ändert sich je nach Deutung. Und diejenigen, die nicht hier sind, haben keine Vorstellung, was wirklich vor Ort geschieht.

    Diese Woche haben wir Purim gefeiert. Während Israel ständig von Norden her gegen die Hisbollah kämpft, wird über diesen Krieg kaum berichtet. Dieser Krieg bringt also nicht so viele Nachrichten hervor. Die Raketen, die die Hisbollah aus dem Libanon auf uns abschießt, bringen in Europa keine Demonstranten auf die Straße, weder für noch gegen Israel. Es interessiert einfach niemanden, da die Toten in diesem Krieg hauptsächlich israelische Zivilisten sind. Wann habt ihr in einem westlichen Land Kinder gesehen, die mit den Händen auf dem Kopf auf dem Boden lagen? Vielleicht in der Ukraine, zu Halloween, ich weiß es nicht. Ich habe es nirgendwo andernorts gesehen, aber in Israel schon…

  • Yulis Tagebuch, Haifa (16)

    Alles, was ich geben kann

    Seit dem 7. Oktober sind fast zwei Wochen vergangen und der Alltag ist irgendwie anders. Dinge sind nicht mehr die gleichen. Hingegen über solche Dinge wird in den Medien nicht berichtet, weder in Israel noch woanders. Beispielweise, die Fenster in den Häusern sind zugeschlossen. Warum ist es bedeutend oder relevant?
    In einem Land, in dem es meist sonnig und warm ist (die Temperaturen entlang der Küste auch im Herbst sind relativ hoch, etwa +20 Grad Celsius) sind die Fenster oder die Jalousien tagsüber meist geöffnet. Seit dem 7. Oktober sieht es von außen so aus, als wären alle nicht zu Hause. Als wären die Einwohner ins Ausland gegangen. Eine Fantasie, in jedem Fall, da alle zu Hause eingesperrt sind. Das Eindringen von Terroristen in die Häuser führte dazu, dass jeder alles verschloss und niemandem vertraute. Sogar Hauslieferungen haben derzeit aufgehört. Niemand möchte einen fremden Mann mit Helm auf dem Kopf vor der Tür sehen. Außerdem gibt es immer noch ganz wenig Menschen – oder Autoverkehr da draußen, und auch ich habe es nicht eilig, oft einzukaufen.

    Ich rufe Lea, meine Nachbarin, an. Ich bitte sie, meine Post zu Hause zu holen und in der Wohnung kurz reinschauen, ob alles in Ordnung ist. Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass ich Lea habe. Sie ist ein Engel von Himmel. Und obwohl sie im Alter meiner Mutter ist, ist sie eine meiner besten Freundinnen. Ein
    Gespräch bei Mittag- oder Abendessen bei einer Flasche Wein mit ihr, ist die beste Unterhaltung. Sie kam ursprünglich aus Deutschland und hat vier Kinder, die in Israel und in Deutschland leben, und außerdem ist sie die glücklichste Witwe, die ich je gekannt habe. Im Grunde könnte sie in diesen Zeiten bei ihrer
    Tochter bleiben, aber sie will in Haifa bleiben, „aus Prinzip!“ beantwortet sie eine Frage.
    Ich beschließe morgen das Gemeindezentrum zu besuchen und für die evakuierte Familien aus dem Süden und Norden benötigte Dinge zu spenden. Bei meinen Eltern gibt es viele Sachen, die wir abgeben können. Da ich aus verschiedenen Gründen nach der Geburt meines Sohnes bei meinen Eltern gewohnt habe, haben wir zum Glück hier alles, was wir brauchen. In gewisser Weise fühle ich mich in einer ähnlichen Situation, in der mein Körper traumatisiert ist, und trotzdem versuche ich mich ganz normal zu verhalten.
    Ich suche auf WhatsApp, die Nachricht von Natalie um die Liste mir noch einmal durchzuschauen. Mein Sohn ruft „Mama, wo bist du?“, „Ich bin hier mein Lieber, im Schrankzimmer. Komm her, hilf mir dein Spielzeug auszusortieren. Nachher gehen wir auch deine alte Kleidung durch, die für dich schon zu klein ist.“
    Nachdem er ins Bett gegangen ist, kann ich auch in Ruhe meine eigenen Sachen aussortieren. Es wäre eine gute Gelegenheit, mich selbst von Erinnerungen und allen möglichen unnötigen Dingen zu befreien. Er hat zwar seine Spielzeuge den Kindern mit Freude geschenkt, seinen alten Teddy… ach, das gelang erst nach
    einer langen Diskussion (und keine Sorge, er hat noch paar Teddys, die wir behalten). Auf jeden Fall war ich stolz auf ihn. Die Kleidung ließ er mich allein sortieren, – da war er schon müde und sein Interesse an Kleidern ist jedenfalls fast Null.

    Lebensmittel stehen aber auch auf der Liste. Gerade mangelt es auch den Soldaten im Feld an Ausrüstung und Verpflegung. Es gibt nicht genug Essen. Darum kümmere ich mich ebenfalls, aber nicht heute, heute bin ich schon durch. Frag mich ja bitte nicht, wo die Regierung in dieser Situation ist, und was die macht. Da ich nichts von der israelischen Regierung erwarte – wie die meisten in
    der Bevölkerung – kümmern wir uns ohne zu fragen umeinander. Netanyahu, meiner Meinung, ist gerade mehr von seinem politischen Absturz verstört als von der Tatsache, dass ganze Städte in Israel mittellos evakuiert werden, und die Bevölkerung erlebt gerade eine seriöse existenzielle Angst.

    Am nächsten Tag kam ich mit fünf vollen Kisten im Gemeindezentrum an, und war echt erstaunt, wie viele Menschen mittlerweile sich engagiert haben. Der Ort war voll mit Menschen und Kisten, und es scheint so lebendig und positiv. Das fand ich wunderbar!

    Foto Kredit: Channel 12 New Expo TLV, Operation Raum von „Ahim La’neshek“ Org.

    Auf dem Rückweg hallte ein Gefühl der Freude in mir wider. Plötzlich war ich voller Kraft. Ich fühlte mich wieder so energiegeladen. Letztendlich gibt es nichts, was uns von innen so erfüllt, wie der Akt des Gebens.

  • An meine Landsleute

    Bert Brecht

     




     

  • Yulis Tagebuch, Haifa (14)

    Dieser Text erschien am 08. März 2024  zuerst in der deutschen Version und wird jetzt mit Hilfe von Google und spanischem Lektorat auf spanisch zur Verfügung stehen.

    Narrative

    Der amerikanische Sender NBC veröffentlichte heute Dokumente, die belegen, dass die Hamas am 7. Oktober bewusst geplant hatte, besonders Jugendlichen und Kindern Schaden zuzufügen. Aus diesen Unterlagen geht hervor, dass der Angriff exakt geplant wurde und es detaillierte Informationen selbst zu den anzugreifenden  Siedlungen gab. Zu den Zielen, die die Hamas hierzu identifizierte, gehören Grundschulen und Jugendzentren. Auf einer der Seiten steht sogar die Instruktion: „Töte so viele wie möglich und Gefangene nehmen!“. Jedem, der eine Geisel bringen würde, wurden zudem eine Wohnung und 10.000 Dollar versprochen. 

    Stellen Sie sich bitte die menschliche Katastrophe vor, die hinter solchen Gedanken und Motivationen steckt. Und bitte denken Sie  dabei nicht daran, dass das der spezielle Akt gegen jüdische Kinder sein soll, sondern nur –  gegen Kinder. Punkt. Egal, aus welcher Religion.

    Warum ist das besonders interessant? Sie erinnern sich sicher, dass ich manchmal in der Zeitlinie vor- und zurückgehe. Im Zusammenhang einer von Südafrika – ein Staat, dessen  Regierungschef sich im Dezember bei offiziellen Besuchen im Land mit Hamas-Mitgliedern traf  – und, ja, ein Land, in dem es für seine Bürger gefährlich ist, in den Stunden der Dunkelheit auf die Straße zu gehen – eingereichten Klage gegen Israel mit dem Vorwurf des Völkermords im Gazastreifen am 21. Januar 2024 kam es zu einer bemerkenswerten Entwicklung: Kurz bevor das Urteil in Den Haag gefällt wurde, veröffentlichte die Hamas, um es gelinde auszudrücken, ein verlogenes, manipulatives und hetzerisches Dokument. Zwar fand es in den traditionellen Medien keine nennenswerte Resonanz, in den sozialen Medien hat es sich dennoch wie ein Lauffeuer verbreitet.

    So, wie der Brief Bin Ladens junge Menschen bewog, ihre Meinungen zum Teil auf Postings mit höherer Sichtbarkeit (dafür ist die Fotogenität und die hohe Fotoqualität wichtig) auszutauschen, zum Teil in Texten bis zu maximal 100 Zeichen oder auf höchstens einer Minute langen Videos zu bilden, so teilten sie ihre Meinung in den Social-Medien auch zu diesem Dokument mit. Diese Meinung basiert oft auf Übernahmen von Social-Medien Influencern, die vor dem 7. Oktober Lebensmittel oder Kosmetik empfohlen haben, oder die im Alter von 21 Jahren ohne jegliche Lebenserfahrung einen Bachelor-Abschluss gemacht haben und sich deshalb als Intellektuelle fühlen.

    Das Hamas-Dokument trägt den Titel „Unser Narrativ – Operation Al-Aqsa-Flut“. In diesem Zusammenhang ist wichtig, folgendes zu betonen: Die Wahl des Begriffs „Narrativ“ befreit automatisch von der Verantwortung für die Wahrheit. Schließlich muss ein Narrativ den Tatsachen nicht treu bleiben. Obwohl es in letzter Zeit unter der Bevölkerung des Gazastreifens auch zu großen Protesten gegen die Hamas kam, sind jene nicht unmittelbar die Zielgruppe des Dokuments. Die Hauptzielgruppe sind vielmehr die internationale Gemeinschaft und insbesondere die jugendlichen Unterstützer der Hamas außerhalb, die zwischen Meinungen und Fakten sowie zwischen der Realität und den Posts auf Tiktok nicht unterscheiden können.

    Mit der Veröffentlichung des Dokuments vor dem Gerichtsurteil versuchte Hamas einen Teil ihrer Legitimität zurückzugewinnen. Das Dokument bestreitet die Zeugnisse, die Geschichten der Augenzeugen und Überlebenden, die forensischen Beweise und hauptsächlich die „Live“-Übertragungen der Gräueltaten der Terroristen. Nun versucht Hamas ironischerweise sich vor ihren eigenen barbarischen und unmenschlichen Taten zu distanzieren, von alledem, was am 7. Oktober zu einem Bild der Eroberung und des Sieges werden sollte. Ihre Fantasie war, Israel in einen totalen Krieg an mehreren Fronten hineinziehen, der zu dessen Zerstörung Israel führen könnte.

    Zu diesem Zeitpunkt zielte die Veröffentlichung des Dokuments darauf ab, das Urteil zu beeinflussen, die von Israel gegen die Hamas vorgebrachten Beweise zu entkräften und ähnlich dem pathologischen Bedürfnis von Mördern und Terroristen, andere zu verletzen und ihre Opfer dann zu beschuldigen, um mit  ihrer Beharrlichkeit durch Manipulation und Lügen der Bestrafung zu entgehen.

    Hiermit einige Zitate aus dem veröffentlichen Narrativ von Hamas: “Avoiding harm to civilians, especially children, women and elderly people is a religious and moral commitment by all the Al-Qassam Brigades’ fighters. […] It has also been firmly refuted the lie of the „40 beheaded babies” by the Palestinian fighters, and even Israeli sources denied this lie. Many of the western media agencies unfortunately adopted this allegation and promoted it. […] The suggestion that the Palestinian fighters committed rape against Israeli women was fully denied including by the Hamas Movement. […]”

  • Weltfrauentag 8.März

    Am 8. März 1857 sollen in New York zum ersten Mal Textilarbeiterinnen für mehr Arbeitsschutz, höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und Frauenwahlrecht demonstriert haben. 1907 wurde der Tag von der Sozialistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin weiter verfolgt unter dem Motto

    „Keine Sonderrechte sondern Menschenrechte“

    und 1908 in New York von der Sozialist Party of America als Frauentag ins Leben gerufen.

    Viel wurde erreicht, wir Frauen in Europa, den USA, Russland aber auch in vielen Ländern Asiens, Australiens und Lateinamerikas haben in den letzten 100 Jahren Qualitätssprünge in unserem Leben erfahren, von denen unsere Mütter und Gr0ßmütter nicht zu träumen wagten.

    Umso schrecklicher und verstörender ist, daß durch Kriege, alles wieder zunichte gemacht wird, was unter viel Leid und mit großem Mut, von Frauen erkämpft wurde.

    Wir wünschen heute am 

    Internationalen Kampftag für die

    Rechte der Frauen, gegen Unterdrückung 

    und für  Gleichberechtigung allen  Frauen 

    der Welt Frieden für sich,  Ihre Kinder und Familien!

    ——

    We wish today on

    International day of struggle for the

    Women’s rights, against oppression

    and for equal rights for all women

    peace in the world for yourself, your children and families!

    ——

    אנומאחליםלהיום

    יוםהמאבקהבינלאומילמען

    זכויותנשים, נגדדיכוי

    ולמעןשוויוןזכויותלכלהנשים

    שלוםבעולםעבורעצמך, ילדיךומשפחותיך!

  • Yulis Tagebuch, Haifa (13)

    Dieser Text erschien am 1. März 2024  zuerst in der deutschen Version und wird jetzt mit Hilfe von Google und spanischem Lektorat auf spanisch zur Verfügung stehen.

    Jüdischer Weltkongress
    Ein Graffiti in Dortmund vergleicht Juden mit Nazis

    Therapie

    Die IDF (Israel Defense Forces) bereitet sich auf die Invasion der Infantry in den Gazastreifen vor und der Krieg im Norden beginnt sich parallel auszuweiten. Von Syrien aus wurden täglich Raketen auf Galiläa und die Golanhöhen abgefeuert. Als Reaktion dagegen hat die IDF die Stellungen von Hisbollah sowohl in Syrien als auch im Libanon angegriffen. Inzwischen droht der Iran mit einer Attacke und die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, Russland habe dem UN-Sicherheitsrat einen Vorschlag vorgelegt, in dem es einen humanitären Waffenstillstand in Gaza fordert.

    Der Vorschlag fordert auch die Freilassung der Entführten, die Bereitstellung von Zugang zu humanitärer Hilfe und die sichere Evakuierung von Zivilisten. Russland wie auch Iran, die ihre eigenen Bürger terrorisieren, sind besorgt um die Gazaner, die unter der Terrorherrschaft leben und diese Organisation sehr stark unterstützen. Jetzt wollen die Länder für Gaza aufstehen. Insgesamt macht dieses böse Dreieck für sich Sinn.

    Das erste Wochenende nach dem 7. Oktober war hart. Es brachte uns auf psychologischer Ebene zum Samstag, dem 7. Oktober zurück. Die Gebete in den Synagogen hörten sich anders an. Das Abendessen ist ohne großen Appetit gegessen worden und „Entspannen“ fühlte sich ziemlich unbequem an.

    Wie könnte man den Shabbat genießen und sich mitten im Krieg ausruhen, wenn es nicht weit von zuhause Entführte und Tote gibt?

    Sobald das Wochenende begonnen hat, haben die Menschen darauf gewartet, dass es zu Ende geht.

    Nachdem das Gesundheitsministerium alles mögliche Personal mobilisiert hatte, um den Zehntausenden von Evakuierten, den Familien der Entführten, den Familien der Toten, Verwundeten usw. zu helfen, wird im Fernsehen am Freitag gemeldet, dass das psychische Gesundheitssystem in Israel durch die Überlastung zusammenbricht.

    Die psychischen Verletzungen sind eine wichtige Front im Krieg. Sie schwächen die Zivilbevölkerung an der Heimatfront und ziehen benötigte Ressourcen ab. Schließlich zielt der Terror genau darauf ab, nämlich auf die Angst, Panik und die Unsicherheit, die er verbreitet. Und zwar so: Von Beruf bin ich Holocaust- Forscherin und Dozentin für Terrorismus und Medien. Nun zielen diese beiden Themen, mit denen ich mich täglich jahrelang beschäftige, direkt auf mich. Und während schon über den Holocaust und den Terrorismus zu forschen und unterrichten keine leichte Aufgabe ist, bleibt es für mich unerträglich, dass mein kleiner Sohn sich mit Krieg und Terror schon auseinandersetzen muss und er ist noch nicht 6 Jahre alt.

    Aber heute ist Freitag, und wie ich es gestern entschieden habe, sitzt er jetzt vor dem iPad und schaut sich die Sendung an, die ihm den Krieg in Kindersprache erklärt. Oh Mann, das ist so schrecklich!

    Als er sich die Augen wischte, war ich aber ein bisschen erleichtert, da die Spannung irgendwie erlöst wurde. Er möchte aber über die Videos mit mir nicht reden. –„Bist du sicher?“ – „Mama, ich bin o.k., hör auf damit”. Anscheinend brauchte er etwas wie diese Videos, damit er seine Gedanken und Gefühle in Ordnung bringen kann und daran scheiterte ich irgendwie.
    In jedem Haus läuft es natürlich anders. Mit älteren Kindern kann man über den Zustand offener reden. Mit jüngeren gibt es weniger Erklärungsbedarf. Aber in seinem Alter ist es sehr komplex.

    Er versteht, dass etwas passiert ist. Er hört die Explosionen und spürt den Druck, aber wie kann man mit einem kleinen Kind über Kriege und Terror reden, ohne die Seele und seine naiven und guten Gedanken zu zerstören?

    Ab Sonntag beginnen mancherorts, je nach Ausmaß der Bedrohung, die Schulen mit dem Lernen in Zoom. Es besteht jedoch keine Verpflichtung, jetzt die Kinder in die Schule zu schicken. Mittlerweile ist auch die Semestereröffnung an den Universitäten verschoben worden, weil die meisten jungen Männer eingezogen werden und es keinen Sinn macht, das Semester zu eröffnen, wenn die Hälfte der Klassen aus zum Krieg eingezogenen Reservisten besteht. Am Samstag gab es aber Sirenen fast im ganzen Land, und ich schwöre es euch, ich gab mir Mühe, mich zusammenzureißen. Aber es war zu viel für mich. Ich habe ihm eine Nachricht geschrieben: „Bist Du auch rekrutiert worden? Ich mache mir Sorgen um Dich.“

    Therapie
    Avshalom Sassoni/Flashgo
  • Leipzig und sein NIE WIEDER!

    Die Ez-Chaim Synagoge entstand auf dem Gelände Apels Garten in Leipzig und wurde in in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 vollständig zerstört. Foto: Wandbild an dem alten Standort (privat)

    Gedenkstein in der Leipziger Gottschedstraße an die Zerstörung der Großen Synagoge am 9./10. November 1938 (Foto: privat)

    Gedenktafeln zur Erinnerung an die Zerstörung der Großen Syngoge durch „faschistische Horden“ (Foto: privat)

    140 leere Stühle in Leipzig,

    Veröffentlicht am 2. April 2019, von Horst Heller

    An der Stelle, wo bis 1938 die Synagoge der jüdischen Gemeinde stand, sind heute bronzene Stühle aufgestellt. Eine Betonplatte zeigt den Grundriss des Gebäudes. Ein Gedenkstein enthält die notwendigen Informationen: Durch Brandstiftung „faschistischer Horden“ wurde das Gebetshaus der Leipziger Juden zerstört. Das Denkmal ist von niedrigen Sträuchern umgeben. Es ist begehbar, doch die Stühle sind und bleiben leer. Das erinnert bedrückend daran, daß nicht nur das Gebäude zerstört wurde.

    www.horstheller.de

    Es werden wieder Stühle leerbleiben … Hier stehen die Namen der Opfer der bestialischen HAMAS-Attacke am 7. Oktober 2023 auf Israel

  • Ballade von der Judenhure Marie Sanders