Yulis Tagebuch, Folge 67


Der Anfang vom Ende

Diese Woche wurde ein Waffenstillstandsabkommen mit dem Libanon unterzeichnet und der Waffenstillstand trat in Kraft. Seither hat Israel bereits mehrfach im Libanon angegriffen, weil die Vereinbarung, nicht ganz überraschend, von der Hisbollah gebrochen wurde.

Mitten in diesem Chaos rief die israelische Regierung die Einwohner Israels dazu auf, in den Norden zurückzukehren, parallel wurden die meisten Beschränkungen aus dem vergangenen Jahr aufgehoben. Tatsächlich kehrten Einwohner in den Norden zurück, fühlten sich aber dort nicht wirklich sicher und so blieben ebenso viele dort, wo sie im letzten Jahr gelebt haben. Denn das jetzt vorgefundene Haus ist nicht dasselbe Haus, das man zuvor verlassen hatte, und auch die Stimmung ist anders. Nach mehr als einem Jahr in den Norden zurückzukehren, bedeutet, an einen zerstörten Ort zu kommen, an dem es nach Rauch riecht und über allem ein Gefühl der Unsicherheit über die Zukunft liegt. Es geht darum, die Straßen, die Häuser, zugleich den eigenen Körper und die Seele, aber ebenso die Natur, neu zu beheimaten sind nicht zuletzt die Tiere, insgesamt wiederherzustellen.

Selbst das Museum im Ghetto-Fighter-House, das erste Holocaust- Museum der Welt, droht aufgrund der wirtschaftlichen Schäden, die es durch den Krieg erlitten hat, geschlossen zu werden. Seit mehr als einem Jahr kamen keine Besucher, es gab keine Veranstaltungen mehr und trotz des Raketenbeschusses, dem das Gebäude ausgesetzt war, gibt es noch keine finanzielle Quelle für eine Entschädigung, obwohl im Parlament zugesagt.

In Kürze wird das Jahr zu Ende sein, aber am Horizont gibt es immer noch nichts Freudiges. In der Tat nehmen dieSchwierigkeiten aus allen Richtungen und die Schmerzen zu. Beispielweise steigt die Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2025 von 17% auf 18%. Das heißt, wir zahlen für alles noch mehr, zusätzlich zu der kräftigen Preiserhöhung des letzten Jahres. Und der Krieg ist längst nicht vorbei. In Gaza gibt es immer noch 101 Entführte und die Raketenbeschüsse und Drohnenangriffe gehen weiter. 101 Entführte. Frauen, Mädchen, Kinder, Jungen, junge Männer und alte Männer, die darauf warten, nach Hause zurückzukommen.

Auf den Fotos der Entführten, die im ganzen Land (an den Kreuzungen, auf Straßenschildern, an Autobahnen usw.) seit mehr als einem Jahr hängen, wurde das dort angegebene Alter mittlerweile gelöscht und ein aktuelles eingesetzt. So wird das gelbe Band, das überall zu sehen ist, ist von Tag zu Tag schmerzhafter. Denn unser Gefühl, dass es kein Abkommen geben wird, wird immer stärker; und wenn es eines geben sollte, werden wohl von dort nur Leichen zurückkehren. Und selbst das ist nicht sicher, werden alle Getöteten gefunden werden?

Der Vater von Liri Elbag sagte unlängst in einem Interview, er sei bereits so verzweifelt, dass er sich mit der Bitte um Hilfe selbst an organisierte Kriminelle gewandt habe. Damit hat er sich und sein Leben riskiert, ohne Zweifel. Das sei ihm ohne seine Tochter aber nichts wert. Er zahlte viel Geld, aber leider auch das funktionierte nicht.

Nach Sinwar nutzt die Hamas weiter die Gelegenheit, um uns psychologisch zu verletzen. Heute veröffentlichte sie ein weiteres Video von einem der Entführten. Zu sehen war Idan Alexander. Idan wirkte gebrochen, als leide er unter Schmerzen. Er spricht zu seiner Mutter, Großmutter und zu seinem Vater und bittet sie, stark zu sein, während er im Inneren wohl zusammenbricht. Ich schaue das Video voller Schuldgefühle und Ekel an. Schuldgefühle, weil die Regierung nicht genug tut, um ihn zurückzuholen und Abscheu vor dem Bösen in dieser Welt und der schmutzigen Politik. Wie schon so oft sind wir wieder eine durch den Schmerz gespaltene Nation, die keinen Frieden kennt, während überall ein inneres Gefühl der Unsicherheit herrscht. Etwas in uns geschieht. Inmitten all dieses Wahnsinns laden uns Freunde aus der Ukraine ein, mit ihnen das neue Jahr zu feiern. Sie laden einen Weihnachtsmann ein, damit er die Kinder unterhält. Es scheint mir, um es ehrlich zu sagen, das Beste, was am Ende dieses Jahres passieren kann: Sich zu betrinken und kurzzeitig Illusionen und das Vergessen zu genießen.

Ich wollte IHN nicht erwähnen, da ER und ich seit über einem Monat keinen Kontakt mehr hatten. Ich habe gehört, dass ER eine nette Frau kennengelernt hat. Schön für sie. Ich, im Gegenteil dazu, in Momenten, in denen es niemand sieht, breche zusammen. Und ich kann nicht vorhersehen, was in einer Woche passieren wird. Alles ist in dichten Nebel gehüllt. Ich weiß nicht einmal, ob ich hierbleiben oder nach Haifa zurückkehren soll. Ich versuche auch zu verstehen, was gut für mich ist. Sollte ich zurückgehen, weil ich von dort komme, oder hierbleiben, mit der Familie, und etwas Neues schaffen?

Ich weiß nur, dass ich mich in ein paar Wochen von Euch verabschieden muss, und noch nichts ist vorbei.

Vielleicht näher als je zuvor an einer Einigung über die Freilassung von Gefangenen. Es gibt ägyptische Vermittlung, nordamerikanischer Druck und die Katarer üben Druck auf die Hamas aus, ihrer Forderung nach einem vollständigen Waffenstillstand nachzugeben ein Ausweg aus dem ernsten Problem.
Quelle: Communities Plus
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