Yulis Tagebuch, Folge 15


Internationaler Frauentag

Seit zwei Nächten träume ich von einer mir unbekannten Frau, die fest entschlossen ist, Selbstmord zu begehen. Ich möchte ihr helfen, aber sie war von der Idee nicht abzubringen. Irgendwie gelingt es ihr trotzdem nicht. Wäre es ein Zeichen des Glückes, weiß ich nicht. Allerdings gibt sie nicht auf und versucht es noch einmal und noch einmal… Voller Wut und Frustration bleibt sie noch am Leben.

Eine schreckliche innere Traurigkeit begleitet mich beim Aufwachen. Dieses Gefühl macht das Aufstehen ungeheuer schwer und wie während der Grippe rolle ich mich aus dem Bett um das Frühstück vorzubereiten. Wenn ich meine Verantwortungen als Mutter erfülle, fühle ich mich wie nach einem vollen Marathon.
Mein alltägliches Lächeln entsteht heutzutage hauptsächlich durch das Zusammenpressen meiner Kiefer. Sekundenlang jeden Tag und langsam tut es aber auch weh. Ich versuche ja trotz allem im Hier und Jetzt zu sein, ohne verrückt zu werden und an jeden Tag, an dem ich keinen Ausbruch gehabt habe, fühle ich mich wie Wonder-Woman.
Wie viele Tage noch kann man den Fernseher oder das Internet einschalten und so viele schöne Gesichter von toten Kindern, Mädchen, Frauen und Männern sehen? Wie lange kann man über den Tod nachdenken und so leben, als gäbe es ein Morgen?

Ein Bild von der Online Zeitung „The Times of Israel“, ein Artikel von: Ellen Ginsberg Simon


Ich kann immer noch nicht direkt und ausführlich über die Vergewaltigung von Mädchen, Jungen und Kindern schreiben. Aber mehr als einhundertfünfzig Tage sind vergangen, und die schöne Naama ist immer noch nicht zu Hause. Sie und so viele andere Mädchen und Frauen sind bei Terroristen der schlimmsten Sorte Sexsklaven geworden. Erinnern Sie sich an die jesidischen Frauen, die von Isis-Kämpfern stundenlang vergewaltigt wurden, weil sie sich weigerten, zum Islam zu konvertieren?

Wahrscheinlich einige von ihnen sind schon schwanger geworden. Und vergiss nicht die sexuell übertragbaren Krankheiten in solchen Fällen. Nicht zuletzt auch die körperlichen und seelischen Verletzungen und Demütigungen. Dies sind nur wenige Gedanken des Schreckens die junge Mädchen und Frauen seit mehr als 150 Tagen durchmachen. Die Frauenorganisationen weltweit haben aber dazu nichts gesagt.

Und zwar, letzte Woche war es der Internationale Frauentag. Für die Frauenorganisation sei es wichtig, dass sowohl die Putzfrauen mitfeiern als auch diejenigen, deren Ehemänner sie täglich schlagen… So oder so, alle Frauen sollen mitfeiern. Im allgemeinen bezweifle ich, dass dieser Tag oder die Frauenorganisationen die Zustände schwacher und mittelloser Frauen verbessern können.

Seit dem 18. März 1911, als in Ländern wie Dänemark, Österreich, der Schweiz und Deutschland der Frauentag gefeiert wurde, gibt es immer noch keine Gleichheit zwischen den Geschlechtern: Lohnunterschiede, Chancen usw.
Von daher gibt es keinen wirklichen Grund, diesen Tag zu feiern.

Wenn es Gleichberechtigung gäbe, gäbe es keine Notwendigkeit, den Frauentag zu feiern, oder? Gegebenenfalls kann man den 8. März markieren als einen Tag, an dem die Frauen aufwachen sollten, anstatt in eine Art Selbstgefälligkeit und Euphorie zu verfallen. Nur weil die Männer uns endlich einen Gefallen getan haben, nachdem wir jahrelang mit schmerzenden Füßen neben ihnen gestanden haben und uns auf der Bank Platz gemacht haben, bedeutet nicht, dass wir das feiern sollten.

Die beste Erklärung (wohl für mich), warum Frauenorganisationen unnötig sind, steckt in ihrem Schweigen angesichts der Vergewaltigung junger Frauen durch Terroristen.

Auf dem Foto – Naama Levy (19) seit 7. Oktober bei Hamas.

Sie sahen, wie ich, wie Naama Levy (19), mit der Hose voller Blut von einem Monster zu einem Transporter gezerrt wurde und haben nichts gesagt. War das für sie vielleicht ein Akt des politischen Widerstands? Oder vielleicht haben sie an der Glaubwürdigkeit des Videos gezweifelt ? Also, ich ziehe daraus auch paar Schlussfolgerungen:

1. Dass diese Organisationen die Vergewaltigung jüdischer Frauen unterstützen.

2. Sie glauben, Vergewaltigung könnte in bestimmten Fällen ein Ausdruck politischen Widerstands sein.

3. Sie unterstützen Frauen, wenn es für sie politisch von Wert ist.

4. Diese Frauen ziehen nicht an, was sie in ihrem eigenen Geschäft verkaufen (das ist eine Metapher, Sie werden die Bedeutung selbst herausfinden).

5. Im Rahmen der Sichtbarkeit und Fans auf Social-Media, betrachten Frauenorganisationen die Anerkennung des Ereignisses als eine Schande zu ihrem Account.

6. Alles sind nur leere Phrasen, und die Frauenorganisationen und Frauentage sind ein Pflaster für den blutigen Zustand der Frauen in der Welt.

Sie sollen sich schämen. Schaut ihr Naama einen Moment lang in die Augen.
Sei stark, Unser Mädchen. Mein Herz ist 155 Tage lang bei Dir und allen anderen.